Internet-Explorer hängt Netscape ab
Microsoft hat mit dem Internet-Browser Explorer eine unangefochtene Vormachtstellung auf dem Weltmarkt erlangt.
Eine gestern Abend in Washington vorgestellte Studie des US-Marktforschungsunternehmens "StatMarket" ermittelte einen Marktanteil von gut 86 Prozent für die MS-Navigationssoftware.
Der Konkurrent Netscape mit seinem anfangs führenden Browser Navigator kommt demnach nur noch auf 13,9 Prozent.
"Netscape im freien Fall"
Der Studie zufolge hat der Explorer in den vergangenen 18 Monaten
stetig von 64,6 Prozent im Februar letzten Jahres auf den momentanen
Höchststand zugelegt. Netscape fiel im selben Vergleichszeitraum von
33,43 auf 13,90 Prozent. "StatMarket" gilt als führendes
Marktforschungsinstitut im Bereich der Browser-Nutzung. Die
Marktforscher hatten für ihre Studie 50 Millionen Seitenaufrufe im
Internet ausgewertet. Dabei setzt "StatMarket" die firmeneigene
Hit-Box-Software ein.

Explorer als Stein des Anstoßes
Pikanterweise war der Explorer der Stein des Anstoßes im Kartellverfahren gegen Microsoft.
Die US-Kartellbehörden hatten Microsoft vorgeworfen, seine weltweite Dominanz bei Betriebssystemen ausgenutzt zu haben, um Konkurrenten wie Netscape aus dem Markt für Internet-Zugangssoftware zu verdrängen.
Die Kritiker von Microsoft sehen sich durch die neuesten StatMarket-Daten in ihren Vorwürfen und Vorbehalten gegenüber Microsoft bestätigt.
Microsoft dominiert auch bei Betriebssystemen
"StatMarket" erhob in seiner jetzt vorgestellten Studie auch die
Nutzungsrate im Bereich der Betriebssysteme. Hier musste Microsoft
zwar einen marginalen Rückgang verzeichnen, konnte seine
marktbeherrschende Stellung aber mit 93,3 Prozent halten. Den kargen
Rest des Marktes teilen sich Macintosh [2,53 Prozent], Unix [0,36
Prozent] und diverse andere mit 3,48 Prozent.

EU bleibt Microsoft im Nacken
Der EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hat gestern Abend in Washington angekündigt, dass die Europäische Union weiterhin gegen Microsoft vorgehen werde. Und zwar unabhängig vom Ausgang des Berufungsverfahrens und des US-Präsidentsschaftswahlkampfes [George W. Bush gilt als Unterstützter von Microsoft].
Monti betonte auch, dass die Einwände der EU-Wettbewerbsbehörde gegenüber Microsoft einen anderen Schwerpunkt hätten als die des US-Justizministeriums. Den USA gehe es um Web-Browser, der EU um Betriebssysteme. In beiden Fälle, so Monti, gehe es aber um den Vorwurf der Monopolstellung.
Die EU-Kommission hatte im Februar eine vorläufige Untersuchung gegen Microsoft eingeleitet, weil der Konzern beim Betriebssystem Windows 2000 in Europa seine Marktmacht ausgenutzt und die Konkurrenz mit unfairen Praktiken behindert haben soll.
Ironie der Geschichte
Die EU hat bereits einmal ein Anti-Trust-Verfahren
weiterverfolgt, das in den USA niedergeschlagen worden war. Konkret
1982, im Fall von IBM. Die EU zwang IBM damals zu weit reichenden
Zugeständnissen. Experten meinen heute, dass damit der Weg für den
Aufstieg von Microsoft geebnet worden sei.
