23.06.2000

UNTERWEGS

Bildquelle: Heinken

Krieg um Buchpreisbindung im Internet

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat massive rechtliche Schritte gegen Libros Internet-"Preisoffensive" angekündigt.

Libro-Chef Andre Rettberg hatte am Mittwoch gesagt, er wolle mit dem Fall der grenzüberschreitenden Buchpreisbindung am 1. Juli deutschen Lion.cc-Kunden auf Bestseller einen Rabatt von bis zu 20 Prozent einräumen.

Damit würde der grenzüberschreitende - und nicht den jeweiligen nationalen Preisbindung verpflichtete - Buchhandel zwischen Deutschland und Österreich richtig in Schwung kommen.

Klagen auf allen Ebenen

"Wir werden schnell alle rechtlichen Mittel sowohl nach deutschem als auch nach EU-Recht ausschöpfen", sagte Börsenvereinssprecher Eugen Emmerling heute in Frankfurt.

Der Rabatt widerspricht nach Ansicht des Branchenverbands der so genannten Re-Importklausel, die in der nationalen deutschen Preisbindung und vom 1. Juli an zudem im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen fixiert ist.

Definitionen des Re-Imports

"Diese Absicht ist aber ganz klar dann gegeben, wenn durch PR und Werbekampagnen in Richtung deutscher Verbraucher eine Ankündigung zur Umgehung der Preisbindung ergeht wie bei Libro", sagte Emmerling.

Der Libro-Chef sieht sich von der Re-Importklausel dagegen nicht berührt. "Wir sind der Ansicht, dass der Internet-Verkauf aus Österreich an deutsche Kunden nicht unter diese Klausel fällt", hatte Rettberg argumentiert.

Post und Anwälte gewinnen

Nach dem Fall der grenzüberschreitenden Buchpreisbindung am 1. Juli dürfte allerdings nicht nur Libro die Situation zu seinen Gunsten interpretieren, sondern auch deutsche Online-Buchhändler verstärkt Kunden in Österreich mit günstigen Angeboten locken.

Aber zunächst dürften die Gewinner dieses absurden "Buchverkehrs" zwischen Deutschland und Österreich vor allem die ausführenden Paketdienste sein - und die Rechtsanwälte der streitenden Firmen und Organisationen.