Börsenaufsicht ermittelt gegen Telefonica-Chef
Die spanische Börsenaufsicht ermittelt nach Presseinformationen wegen eines angeblichen Insider-Geschäfts gegen den Chef des Telekom-Konzerns Telefonica, Juan Villalonga.
Wie die regierungsnahe Tageszeitung "El Mundo" in ihrer heutigen Ausgabe berichtete, nahm die Börsenkommission CNMV [Comision Nacional del Mercado de Valores] eine Untersuchung auf, weil Villalonga 1998 internes Wissen über Allianzpläne seines Hauses mit dem US-Anbieter MCI-WorldCom genutzt haben soll, um in Aktienoptionen zu investieren.
Eine CNMV-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren.
"El Mundo" vs. Villalonga
Nach Angaben der spanischen Zeitung, die in den vergangenen Tagen
immer neue Details zu der angeblichen Insider-Affäre veröffentlicht
hatte, soll Villalonga am 2. Januar 1998 insgesamt 264.224
Telefonica-Optionen gekauft haben, während er vertraulich mit
MCI-WorldCom verhandelte. Die Optionen habe er knapp zwei Wochen
später nach Scheitern der Gespräche wieder verkauft und dabei einen
Gewinn von 126.210 Euro eingestrichen. Villalonga stand zuletzt
wegen einer gescheiterten Annäherung an den niederländischen
Telefonkonzern KPN unter Druck. Seine Freundschaft mit dem einstigen
Schulfreund und heutigen Regierungschef Jose Maria Aznar soll
inzwischen aus privaten und geschäftlichen Gründen zerbrochen sein.
Beobachter äußerten mit Blick auf die regierungsnahe Zeitung "El
Mundo" die Vermutung, mit gezielter Indiskretion solle Villalongas
Rücktritt erreicht werden.

Details zu Geheimverhandlungen, Aktie verliert
Die spanische Börsenaufsicht hatte in der Sache bereits früher ermittelt und keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten Villalongas gefunden.
"El Mundo" versichert nun, damals habe die Behörde jedoch nichts von den Geheimverhandlungen mit MCI-WorldCom gewusst, die Villalonga seinerzeit persönlich führte.
Die Telefonica-Aktie, die bereits in den vergangenen Tagen unter den Negativ-Schlagzeilen gelitten hatte, verlor am Mittwochmorgen an der Madrider Börse erneut rund drei Prozent.
