EU-Bedenken gegen AOL-Time-Warner-Fusion
Die Europäische Kommission hat eine ausführliche Prüfung der Fusion zwischen dem Internet-Anbieter AOL und dem Medienkonzern Time Warner eingeleitet. Die Kommission teilte dabei mit, ihre Hauptbedenken beträfen die vorgesehene vertikale Integration der Inhalte von Time Warner mit den Dienstleistungen von AOL.
Das Problem verstärke sich dadurch, dass AOL vor kurzem ein Vertriebs- und Verkaufsabkommen mit dem Medienkonzern Bertelsmann geschlossen habe. Dadurch erhalte AOL bevorzugten Zugang zu Musik-Rechten in den meisten europäischen Staaten. Möglicherweise könnte AOL damit sogar den technischen Standard für die Musik-Übermittlung im Internet bestimmen.
AOL hat zwar bereits einige Zugeständnisse zur Verringerung der Beziehung zu Bertelsmann angeboten. Diese Zugeständnisse reichen aber, so die EU-Kommission, nicht aus, um die Wettbewerbsbedenken zu beseitigen. Das ausführliche Prüfverfahren der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Union kann bis zu vier Monate dauern.

Der führende Internet-Anbieter AOL und Time Warner wollen sich in einer Fusion mit einem Volumen von umgerechnet etwa 1.750 Mrd. ATS zusammenschließen. Time Warner will zudem seine Musiksparte mit der britischen EMI Group in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammenlegen.
Auch gegen dieses Vorhaben hatte die Kommission zuletzt Bedenken geäußert und ebenfalls ein verlängertes Prüfverfahren eingeleitet.
Die Europäische Kommission lehnt in der Regel Fusionen selten komplett ab, sondern macht bei Bedenken ihre Genehmigung von Bedingungen wie etwa dem Verkauf bestimmter Bereiche abhängig.

Die Aktionäre von AOL und Time Warner sollen am 23. Juni über die geplante Fusion abstimmen. Das Vorhaben soll nach dem Willen der Unternehmen im Herbst abgeschlossen sein.