Schwere Vorwürfe gegen Telefonica-Chef
Die spanische Tageszeitung "El Mundo" erhebt in ihrer heutigen Ausgabe schwere Vorwürfe gegen Telefonica-Chef Juan Villalonga.
Dem Zeitungsbericht zufolge soll Villalonga Anfang Januar 1998 internes Wissen über Allianzpläne seines Hauses mit dem US-Anbieter MCI-WorldCom genutzt haben, um in Aktienoptionen zu investieren, die ihm 21 Millionen Peseten [126.200 Euro] Gewinn bescherten.
Villalonga habe ursprünglich einen noch höheren Gewinn erwartet, die Optionen nach knapp zwei Wochen aber vorzeitig verkauft, weil die Allianz doch nicht zu Stande kam.
Telefonica bestätigte den Aktienhandel Villalongas, wies den Vorwurf des Insidergeschäfts aber nachdrücklich zurück. Die Verhandlungen mit dem US-Unternehmen hätten erst zwei Monate nach dem Verkauf der Optionen durch Villalonga begonnen.
Telefonica-Aktie verliert
Die Telefonica-Aktie hat nach Bekanntwerden des Berichts heute an
der Madrider Börse an Wert eingebüßt. Der Anteilsschein verlor bis
zum Mittag gut drei Prozent auf rund 22 Euro.

Insider-Handel auf höchster Ebene
Laut "El Mundo" wussten seinerzeit nur wenige Topmanager von dem Geschäft. Sie hätten Villalonga geraten, den Optionserwerb öffentlich zu machen und die spanische Börsenaufsicht zu informieren.
Villalonga habe daraufhin zwar informell mit dem Chef der Börsenaufsicht CBMV, Juan Fernandez Amestoy, gesprochen und auch von diesem den Rat einer öffentlichen Bekanntgabe erhalten, sich letztlich aber dagegen entschieden und seine Optionen verkauft.
Aznar vs. Villalonga
Villalonga stand zuletzt wegen einer gescheiterten Annäherung an
den niederländischen Telefonkonzern KPN unter Druck. Seine
Freundschaft mit dem einstigen Studienkollegen und heutigen
Regierungschef Jose Maria Aznar soll inzwischen zerbrochen sein.
Beobachter äußerten mit Blick auf die regierungsnahe Zeitung "El
Mundo" die Vermutung, mit gezielter Indiskretion solle Villalongas
Rücktritt erreicht werden, möglicherweise auf Geheiß der Regierung.
"Da will jemand Villalongas Blut sehen", so ein Händler der Bank
Societe Generale in Madrid.
