Napster reagiert auf Vorstoß der Musikindustrie
Napster hat auf den Vorstoß der amerikanischen Musikindustrie reagiert, die gestern bei einem Gericht in San Francisco einen Antrag auf "unverzügliche Schließung" von Napster gestellt hat.
In einer Pressemitteilung, die auf der Website von Marsmag.com veröffentlicht wurde, betonen die Betreiber von Napster, dass sie keineswegs der Musikindustrie "irreparablen Schaden" zufügen würden.
Das war Napster gestern vom Dachverband der amerikanischen Plattenfirmen [RIAA] und dem nationalen Verband der US-Musikverlage [NMPA] vorgeworfen worden.
Die Kernpunkte der Verteidigungsschrift von Napster:
Bei Napster geht es um Tauschen, nicht um Kaufen oder Verkaufen.
File-Sharing ist ein hervorragendes Marketing-Instrument, das die CD-Verkäufe ankurbelt und der Musikindustrie nützt.
Laut Studien werden 95 Prozent aller MP3-Files bald wieder gelöscht. Beim Downloaden von MP3-Files geht es um ein momentanes Anhören und nicht um permanentes Kopieren, das eine Auswirkung auf die Verkaufszahlen von CDs haben würde.
"Distributed information technology" gehört die Zukunft. Sie läßt sich nicht aufhalten. Sie bedroht den Urheberrechtsschutz nicht mehr als jede andere technische Entwicklung in der Vergangenheit.
Die Musikindustrie hat noch von jeder technologischen Neuerung profitiert.
Jeder PC mit CD-Player erlaubt die Vervielfältigung von CDs. Fast jeder PC enthält heute Software zur Herstellung von MP3-Files. Fast alle Suchmaschinen erlauben eine Suche nach MP3-Files. Warum regt sich die Musikindustrie über Napster auf? Und nicht über den VAIO Music Clip von Sony?

Napster-Chef deutet Ausdehnung des Geschäftsbereichs an
Hank Barry, der interimistische Chef von Napster, hat inzwischen angedeutet, dass das von Napster entwickelte Organisations- und Funktionsprinzip des Tauschens von Files im Internet auch in anderen Bereichen zur Anwendung kommen könnte.
"Diese Technologie beschränkt sich nicht auf Musik, sondern könnte in einer Vielzahl von Geschäftsfeldern zur Anwendung kommen."
Die kryptischen Aussagen von Barry geben den Spekulationen Nahrung, denen zufolge Napster eine größere Umstrukturierung plant.
Barry ist auch an der Venture-Capital-Firma Hummer Winblad beteiligt, die Ende Mai 15 Millionen Dollar [15,6 Mill. Euro] in Napster investiert hat.
Today Napster, tomorrow the world
Rechtsexperten sehen in Napster ein Vorbild für den Austausch von
digitalisierten Daten im Internet, vor allem im medizinischen und
schulischen Bereich. "Der Geist ist aus der Flasche", urteilt auch
Yochai Benkler, Direktor des "Information Law Institute" an der
Universität New York. "Schon in naher Zukunft werden
Software-Lösungen zum Datentausch a la Napster weite Verbreitung und
Anwendung im Internet finden."
