Printmedien profitieren vom Internet
Die Zeitungen haben einer neuen Studie zufolge vom Internet profitiert.
Das weltweite Datennetz habe die Printmedien nicht wie vorhergesagt verdrängt, heißt es in einer am Montag beim 53. Weltkongress der Zeitungen in Rio de Janeiro vorgestellten Untersuchung.
Stattdessen hätten die Zeitungen die Herausforderung angenommen und mit einer neuen Vermarktung ihres Produktes Gewinne erzielt.
Die Ergebnisse der Studie im Detail
In 27 der 46 untersuchten Länder steigerten die Zeitungen ihre
Auflagen im vergangenen Jahr, fand die World Association of
Newspapers [WAN] heraus. In anderen Staaten, in denen die Auflagen
weiter zurückgingen, habe sich der Abwärtstrend zumindest
verringert. Der Kongress des Weltzeitungsverbandes, an dem 1.400
Verleger und Journalisten teilnehmen, dauert noch bis morgen.


Fernsehen als Verlierer
Die Prognose von Bill Gates, dass Zeitungen und Zeitschriften bis zum Jahr 2000 verdrängt seien, sei unklug gewesen, sagte Timothy Balding, Generaldirektor des Weltzeitungsverbands.
Vielmehr seien die Fernsehsender offenbar die stärksten Verlierer nach Einzug des Internets. Die Zahl derjenigen Internetnutzer, die ihren Fernsehkonsum reduziert haben, sei sechs Mal größer als die Zahl derjenigen, bei denen der Internetkonsum auf Kosten der
Zeitungslektüre ging, heißt es in der Studie.
Balding meint, dass sich die Zeitungen über das Web praktisch neu erfunden hätten, während sie ihren Ruf als kompetente und glaubwürdige Nachrichtenvermittler behaupten und ihre Markennamen auch entsprechend im Internet vermarkten konnten.
Warnungen von Forrester Research
Vor einer allzu optimistischen Auslegung der Studienergebnisse
warnt indessen Christopher Charron, der den Bereich Media Research
bei Forrester Research leitet. Charron, der heute in Rio einen
Vortrag halten wird, sieht nach wie vor einen großen Aufholbedarf
der spät im Internet gestarteten Printmedien. Bei aktuellen
Nachrichten gäbe es eine starke Konkurrenz durch andere Portale, in
puncto Werbeeinschaltungen machen den Online-Zeitungen vor allem
Auktions-Sites viele Inserenten abspenstig. Einer Ende Mai von
Forrester vorgestellten Studie zufolge werden in den USA bis 2004
die Einschaltungen in Tageszeitungen als direkte Folge des Internet
um 18 Prozent zurückgehen. Der Prozess des Sich-neu-Erfindens stehe
den Zeitungen daher noch bevor, so Charron.
