Microsoft mit PR- und Lobby-Offensive
Nach dem Urteil der ersten Instanz im Kartellprozess gegen Microsoft, versucht der Konzern derzeit mit einer massiven PR- und Lobby-Kampagne die US-Öffentlichkeit und Politiker für seine Position zu gewinnen, um seine Ausgangslage in der nächsten Prozessrunde günstig zu gestalten.
Weil der US-IT-Industrieverband "Computer and Communication Industry Association" vor allem von Microsofts Konkurrenten dominiert wird, hat MS sogar seine "eigenen" Interessengruppen finanziert: Die "Association for Competitive Technology" und "Americans for Technology Leadership".

Letzten Mittwoch hat Bundesrichter Thomas Jackson in seinem Urteil der ersten Instanz

Geld für Sympathie
Microsoft und "seine" Lobbygruppen führen derzeit eine konzentrierte Werbekampagne mit TV-Spots, Print-Anzeigen, Unterschriftenlisten und Mailingaktionen durch.
Wieviel Geld dafür exakt ausgegeben wird, läßt sich durch die Aufteilung der Budgets derzeit nicht genau feststellen. Letztes Jahr hat MS aber schon 11 Millionen Dollar für Lobbyarbeit ausgegeben - dieses Jahr dürfte die Summe noch höher ausfallen.
Aber auch Micorosofts Konkurrenz produziert derzeit verstärkt und mit hohem Aufwand Anti-Microsoft-Propaganda und auch sie geben Millionen aus: Letztes Jahr hat die Computer and Communication Industry Association 4,6 Millionen Dollar für Lobbyarbeit aufgewendet.
Geld für Parteien
Ein Höhepunkt der derzeitigen massierten PR-Kampagne, die auf eine Woche ausgelegt ist, dürfte die morgige Rede von Bill Gates vor hunderten Forschern und Firmenbossen auf dem Weltkongreß für Informationstechnologie in Taipeh sein.
Zumindestens in den USA haben sich Microsofts Anstrengungen, die Öffentlichkeit von sich einzunehmen, offensichtlich schon gelohnt: Eine aktuelle Gallup-Umfrage ergab, dass 65 Prozent aller US-Bürger und sogar 75 Prozent aller Computernutzer ein eher vorteilhaftes Bild von dem Unternehmen haben.
Zielpunkt der Öffentlichkeitsarbeit sind letztendlich die beiden großen US-Parteien, wobei Microsoft derzeit den Republikanern eindeutig mehr Geld und Sympathien zukommen lässt als den Demokraten.
Vorbild IBM-Kartellverfahren
Der republikanische Präsidentschaftskandidat George W. Bush hat bereits angedeutet, dass er dem Unternehmen gegenüber eine freundlichere Gangart an den Tag legen würde - und in den USA entschied schon einmal ein Regierungswechsel über den Ausgang eines Kartellverfahrens: 1982 schlug die neue Regierung unter Ronald Reagan das seit 1969 gegen IBM anhängige Verfahren nieder.
Big Spender
Die Demokraten gehen aber durchaus auch nicht leer aus: MS hat für die Sommer-Parteitage beider Parteien jeweils 500.000 Dollar gespendet, dazu kommt wahrscheinlich noch Software für einen ähnlichen Betrag.
Microsoft ist inzwischen durch seine massive Spendentätigkeit hinter AT&T und Philip Morris zum drittgrößten Firmen-Geldgeber der Parteien geworden - vor rund sechs Jahren hat MS noch so gut wie keine Spenden getätigt.