11.06.2000

CHANC/GE

Bildquelle: Reuters

Linux könnte von Microsoft-Urteil profitieren

Linux ist in vielerlei Hinsicht das exakte Gegenteil von Microsoft Windows. Während Microsoft Betriebsystem wie Programme unter fester Kontrolle hält, gehört Linux niemandem und kann von jedermann modifiziert und weiterentwickelt werden.

Dieser Flexibilität verdankt es seine enorme Popularität unter Computerprofis, andererseits ist der Durchbruch zum durchschnittlichen Computer-User bisher noch nicht gelungen.

Nun meinen Experten, die Unsicherheit rund um das Gerichtsverfahren könnte ausreichen, um dem Pinguin das Eintauchen in den Mainstream zu ermöglichen.

Derzeit hält das für Windows und Macintosh Systeme verfügbare Microsoft-Office nach Angaben von IDC bei 94% Marktanteil. "Die Fakten liegen klar auf dem Tisch: Die Leute verwenden Microsoft Programme und greifen deshalb zu Microsoft Betriebssystemen", meint Dan Kuznetsky von IDC.

Schlüsselkriterium Office-Suite für Linux

Die Aussicht auf eine Zerschlagung des Softwarekonzerns könnte viele Programmierer überlegen lassen, für welches Betriebssystem sie entwickeln", meint IT-Experte Andy Wohl.

"Und das wiederum könnte bedeuten, dass viele Benutzer und Entwickler Linux für eine gute Wahl halten."

Obwohl Linux im Desktop Bereich noch nicht allzu verbreitet ist, könnte auch der Trend zu billigeren Computern Linux entgegenkommen.

Nachdem Richter Jackson vergangene Woche die Trennung von Microsofts Anwendungsprogrammen und Betriebssystem verfügte, sind die Chancen für eine Office-Suite für Linux jedenfalls gestiegen.

Schlüsselkriterium Anwendungen

"Die Qualität der Anwenderoberfläche wurde in den letzten Jahren entscheidend verbessert, und immer mehr Unternehmen stellen Softwareprodukte her, die den Windows-Produkten in nichts nachstehen.", sagt Bernd Wagner, Vizepräsident der europäischen Niederlassung von Applix.

Elementare Kräfte am Werk

Da Linux auf schwachen und alten Computersystemen sehr gut läuft, kommt es in Ländern wie Mexiko, Indien und Brasilien vermehrt im Bildungsbereich zum Einsatz, berichtet Frederick Berenstein, Vorstandsmitglied von Linux Global Partners.

"Das bedeutet, in fünfzehn Jahren werden wir rund 700 Millionen Studenten haben, die mit Linux durch ihre Ausbildung gegangen sind. Da sind elementare Kräfte am Werk, die gar nichts mit Microsoft zu tun haben", so Berenstein.