Microsoft geht in die Offensive
"Wir haben die Erfolgsgeschichte des PC's und die Pionierleistung des Aufbaus einer schlagkräftigen, kompetitiven Industriestruktur nicht hinübergebracht", meint Bill Gates in der Sendung "Good Morning America" der US-amerikanischen Fernsehstation ABC.
"Vielleicht wäre das besser gelungen, wenn ich mir die Zeit genommen hätte, persönlich vor Gericht auszusagen", resümierte der Microsoft Präsident bereits kurz nach der Urteilsverkündung.
Kommenden Dienstag wird ein Auftritt von Bill Gates vor hunderten Forschern und Firmenbossen auf dem Weltkongreß für Informationstechnologie in Taipeh mit Spannung erwartet.
Anzeichen für mehr Kundennähe
Nach Angaben des "Wallstreet Journal" sind bei Microsoft erstmals deutliche Anzeichen für Bemühungen um mehr Kundennähe zu erkennen. So soll in den USA schon am Sonntag eine Anzeigenkampagne starten, die den Kunden Sicherheit und Vertrauen in das Software-Unternehmen vermitteln soll. Marketing-Experten bemängeln schon seit geraumer Zeit die mangelnde Kundenfreundlichkeit und die fehlende Ausrichtung des Unternehmens am Kunden.
Europa: Die Zukunft liegt im mobilen Bereich
"Wir sehen keine realen Auswirkungen auf unsere Unternehmen, weil wir keine wirklichen Konkurrenten von Microsoft haben, die auch Betriebssysteme herstellen, meint Bo Frederiksen, Experte bei der Stockholmer Swedbank.
"Mobiles Internet und Mobilfunk sind im Kommen, Desktop-Computer mitsamt ihrer Betriebssysteme sind nicht mehr so interessant wie früher", meint Frederiksson.
Kurzfristig scheint sich das Urteil auf Europas wachsenden High-Tech Markt positiv auszuwirken, meinen Experten, doch über mittel- bis langfristige Auswirkungen gehen die Meinungen auseinander.
Kein Einfluß auf laufendes EU-Verfahren
Die Europäische Union verfolgt gegenwärtig ihre eigene Untersuchung, in der Microsoft vorgeworfen wird, sich unfaire Wettbewerbsvorteile durch eine Bündelung von Windows 2000 mit anderen Microsoft-Produkten zu verschaffen.
Eine Sprecherin der Europäischen Gemeinschaft,
Amelia Torres erklärte, die US-amerikanische Entscheidung werde
keinen unmittelbaren Einfluß auf das Antitrust-Verfahren der EU
gegen Microsoft haben: "Erst müssen wir unsere Ergebnisse abwarten."
Würde Microsoft allerdings tatächlich zerschlagen, hätte dies sehr
wohl Auswirkungen auf das EU-Verfahren, meint Torres.

US-Kartellhüter fordert endgültige Entscheidung
Der Leiter der Antikartell-Abteilung des US-amerikanischen Justizministeriums, Joel Klein sagt, die Regierung strebe eine beschleunigte Behandlung von Microsoft's Berufung vor dem US-Höchstgericht an.
Nach Klein's Worten legt die im Urteil geforderte Zerschlagung Microsoft's die Latte für eine endgültige Lösung sehr hoch. Jedenfalls müsse der Schaden für den Markt so klein wie möglich gehalten werden.
Deshalb sei es sehr wichtig, daß es rasch zu einer endgültigen Entscheidung vor dem US-Höchstgericht kommt.
Das Justizministerium ist nach Klein's Aussagen immer noch zu einer außergerichtlichen Einigung bereit, die unter bestimmten Bedingungen sogar eine Zerschlagung des Unternehmens abwenden könnte.
Das Höchstgericht der USA
Eine selten angewendete Gesetzesbestimmung erlaubt es, Berufungen
gegen Urteile nach der Antitrust-Gesetzgebung direkt vor das
Höchstgericht zu bringen, wenn vier der neun Richter dies
befürworten.

Börsen in Asien unbeeindruckt
"Ich sehe keine Auswirkungen auf unsere High-Tech Unternehmen", meint Von-san Lai, Technologieexperte von Nomura International in Hong Kong.
Die Börsen in Asien zeigten sich von dem Urteil kaum beeindruckt.
"Der Fall wird sehr, sehr lange Zeit dauern. Mindestens ein, zwei Jahre lang.", sagt Ellen Chow, Forschungsdirektor von Phoenix Capital Securities in Hong Kong.