Seattle steht hinter Microsoft
Microsoft soll zerschlagen werden, Seattle ist dagegen. "Wir können das nicht gebrauchen, und unserem Land schadet es auch," sagt der Altenheim-Hausmeister Jim Dence.
In seiner Heimatstadt werden gut 20 000 Menschen von Microsoft voll beschäftigt, dazu kommen 5 000 Zeitarbeiter. Wer nicht selbst bei dem Software-Konzernriesen angestellt ist, der hat Freunde und Bekannte, die dort arbeiten.
Im Vorort Redmond,
wo sich die Firmenzentrale des Unternehmens ansiedelte, herrscht ebenfalls Optimismus. Die Programmiererin Caroline Sawyer ist sich mit Jim Dence einig. "Ich glaube nicht, dass die Anordnung einer Zerschlagung im Berufungsverfahren bestehen bleibt", sagt sie. "Aber selbst im schlimmsten Fall weiß ich, dass auch zwei unserer Firmenteile sehr starke Unternehmen sein können."
Gerüchteküche von Seattle brodelt
In Seattle brodelt seit Monaten die Gerüchteküche, absurde Spekulationen über angebliche Umzugspläne Microsofts ins Ausland sind die Aufmacher der Wirtschaftsseiten in den örtlichen Tageszeitungen.
Softwareexperten, die mit ihren von Bill Gates großzügig verteilten Aktienoptionen schnell zu Millionären wurden, betätigen sich als Sponsoren.
Das Jimi Hendrix geweihte Gebäude, das Ende Juni eröffnet wird, finanziert der Microsoft-Mitgründer Paul Allen aus eigener Tasche. "In Europa gibt es die staatliche Kulturförderung, hier sind es die Softwaregiganten, die ihrer Heimatstadt etwas zurückgeben", sagt Allens Baumeister.
Die wenigen Kritiker in der Stadt
sind sich vor allem über eins einig: Das Geld habe Seattle
korrumpiert und arrogant gemacht. Eine Spaltung Microsofts wäre eine
begrüßenswerte Demütigung, damit wieder Bescheidenheit einkehre.
