Ein Überwachungs-Standard, den keiner will
Anscheinend wird der mit hohem Aufwand erarbeitete Standard ES 201 671 1.1.1 für "rechtmäßige Überwachung" des Telekom-Verkehrs von der Industrie nicht angenommen.
Obwohl diese in der Arbeitsgruppe ETSI SEC LI ["Lawful Interception"] des "European Telecom Standards Institute" reichlich vertreten ist, hat sie es offenbar nicht so eilig, den im Juli 1999 publizierten Abhörstandard für ein so genanntes "Handover Interface" in eigene Systeme zu implementieren.
Interne Protokolle der SEC-LI-Sitzungen in Oslo und Stuttgart vom Januar und März dieses Jahres legen das jedenfalls nahe.
Eine Firma namens Teletron
Während die Liste der SEC-LI-Teilnehmer - von Siemens über
Ericsson, Nokia, Alcatel, Deutsche Telekom, British Telecom bis zu
Nortel und Motorola - recht illuster ist, dürfte außer einem Switch
einer israelischen Firma namens Teletron noch kein Produkt auf dem
Markt sein, das dem technischen Standard ES 201 671 entspricht.

Die Interfaces sollen in Telefon- Hauptvermittlungsstellen zum Einsatz kommen, so haben es sich die Polizei und geheime Dienste seit 1993 gewünscht.

Eine Rose von der ITU
Alles deutet darauf hin, dass man mit dem so genannten "Remote Operations Service Element" [ROSE], einer Protokoll-Spezifikation, alles andere als zufrieden ist.
Diese Protokollempfehlung mit der Nummer x.881 der "Internationalen Telekommunikations Union" [ITU] kommt am Abhör-Interface [siehe auch Grafik unten] zu den "gesetzlich ermächtigten Behörden" zum Einsatz.
Der Umstand, dass Abhör-Interfaces "Sichertheitsrisiken" für IP-Netzwerke darstellen, hat die "Internet Engineering Task Force" [IETF] dazu veranlasst, jede Zusammenarbeit mit ETSI in dieser Angelegenheit zu verweigern.

International User Requirements
Die ETSI-Arbeitsgruppe IUR
Nur "mündliche Reports" gibt es über Fortschritte in der heiklen ETSI-Arbeitsgruppe IUR, in der [siehe Grafik] von den gesetzlich ermächtigten Usern auch die Bereitstellung von "location information" durch den Netzwerk-Provider verlangt wird.
Das IUR erlangte als ENFOPOL 98 zweifelhafte Berühmtheit und blieb trotz aller internationalen Kritik inhaltlich völlig unangetastet.