Älteste "Software" der Welt entdeckt
Der Begriff "Software" stammt aus dem Jahr 1958 und tauchte erstmals in der Zeitschrift "American Mathematical Monthly" auf. Dieser Erstnachweis gelang Fred Shapiro, einem Bibliothekar und Dozenten an der juristischen Fakultät in Yale.
Beim Schöpfer des Begriffs "Software" handelt es sich um den Mathematiker John Tukey von der Princeton University, einen der bedeutendsten Statistiker des 20. Jahrhunderts.
Tukey hatte eine besondere Begabung zur Prägung von Begriffen: Im Jahr 1946 schuf er auch den Begriff "bit" als Abkürzung für "binary digit".
Shapiro über seine Entdeckung
Fred Shapiro ist auch Herausgeber des "Yale Dictionary of
Quotations" und schreibt für die "IEEE Annals", eine zweimonatlich
erscheinende Publikation des amerikanischen "Insitute of Electrical
& Electronics Engineers". Die April/Mai-Ausgabe enthält Shapiros
Artikel [als pdf-File] über

Revolutionäre "Journal Storage"-Datenbank
Shapiro gelang sein Erstnachweis mit Hilfe der digitalen "Journal Storage"-Datenbank [JSTOR], mit der sich die Inhalte von akademischen Fachzeitschriften durchsuchen lassen.
Bei JSTOR werden die alten Jahrgänge von Zeitschriften bis zurück ins Jahr 1884 hochauflösend mit 600 dpi und "Optical Character Recognition"-Technologie [OCR] eingescannt. Auch Tabellen und Graphiken werden so digitalisiert. Sämtliche Inhalte sind dann über eine Volltextsuche erschließbar.
JSTOR kommt für viele akademische Einrichtungen wie gerufen, weil sie Probleme mit der Archivierung von Zeitschriften haben. Zum einen fehlt es an Speicherplatz, zum anderen beginnt in vielen Fällen das Papier der alten Druckwerke zu zerfallen.
Hinzu kommt der allgemein verordnete Zwang zum Sparen, der viele Bibliotheken und Universitäten zur Abbestellung von Abonnements wissenschaftlicher Periodika zwingt.
Nicht zuletzt sind auch Wissenschafter froh über diese neue Art der Zugänglichmachung von Quellenmaterial.
Daten zu JSTOR
JSTOR begann Anfang der 90er Jahre als wissenschaftliches
Projekt, das von der Mellon Foundation finanziert wurde. Daraus
entwickelte sich mit JSTOR eine dauerhafte Einrichtung, die seit
1995 als Non-Profit-Organisation geführt wird. Anfang 1997 wurde
JSTOR erstmals Bibliotheken in den USA und Kanada auf
Subskriptionsbasis zugänglich gemacht. Derzeit umfaßt die Datenbank
mehrere Millionen Seiten aus mehreren Dutzend wissenschaftlichen
Zeitschriften. Pro Monat werden mehrere hunderttausend Seiten
eingescannt. JSTOR wird gegen eine Gebühr online angeboten, das
heißt, die Recherche ist für Teilnehmer auf einem einfachen PC und
an jedem beliebigen Punkt der Welt möglich. Weltweit nehmen bereits
140 Bibliotheken und Institutionen an JSTOR teil, allerdings keine
einzige aus Österreich.

Datenmüll anno 1850
"Software"-Entdecker Shapiro berichtet, dass der Begriff ursprünglich bereits um 1850 auftaucht, allerdings in einem völlig anderen Kontext.
Das "Oxford English Dictionary", das für gewöhnlich als oberste Instanz bei Erstnachweisen von Begriffen gilt, hat herausgefunden, dass der Begriff damals von Müllmännern verwendet wurde.
"Soft-ware" bezeichnete Mitte des 19. Jahrhunderts Biomüll, während "hard-ware" für biologisch nicht-abbaubaren Müll stand.