Copyright killt das Internet
"Wir bewegen uns zurück in ein dunkles Zeitalter, nämlich in die siebziger Jahre und weiter zurück", warnt Lawrence Lessig, Professor an der Harvard Law School und Berater des Richters Penfield Jackson im Microsoft-Prozess, zurzeit Gast am Institut für die Wissenschaft vom Menschen [IWM] in Wien.
Schuld daran seien ausufernde Software-Patentierungen und Gesetze wie der amerikanische "Digital Millennium Copyright Act", die auf einer "extremistischen Auslegung" des Begriffs vom "geistigen Eigentum" basierten.
Die Macht der Codes
Wenn sich, wie es jetzt geschehe, die [juristische] Macht des so
genannten "East-Coast-Codes" mit dem [Software]-Code der Westküste
verbinde, meint Lessig, der gestern Abend einen Vortrag am IWM
hielt, werde in absehbarer Zeit

"Ideologie des totalen Eigentums"
Der außergewöhnliche Fortschritt der letzten Jahre sei durch eine Kombination aus offenen Standards und Nichtregulation des Internet entstanden, das mit jenem der Jahre nach 2000 nur noch wenig zu tun haben werde.
Kaum mehr als ein Jahrzehnt nachdem die westliche Gesellschaft über den Totalitarismus triumphiert habe, sei sie selbst auf dem Weg in eine neue Tyrannis, ausgelöst durch die "Ideologie des totalen Eigentums".
"Programmcode tendiert immer mehr dazu, zum Gesetz zu werden", ist das Leitmotiv von Lessigs neuer Publikation.

"Totalitäre Distributionskontrolle"
Natürlich könne man "Hollywood nicht ganz mit den Sowjets, die Walt Disney Company nicht direkt mit einer stalinistischen Partei vergleichen", sagt Lessig, aber das Zusammenwirken der juridischen Keule mit den technischen Möglichkeiten wie digitalen Wasserzeichen ebne den Weg zu einer "totalitären Distributionskontrolle" der Contents durch die großen Unternehmen.
Gegen diese Form der Kontrolle, die zwangsläufig mit Überwachung der Privatsphäre der User verbunden sei,
