Kaum sprachliche Neuerungen im Netz
"Smiley" zum Trotz: Nach Einschätzung des Sprachwissenschaftlers Peter Schlobinski ist durch die Internetkommunikation keine eigene
Parallelsprache entstanden, die nur noch User verstehen.
"In der Netzsprache gibt es die gleichen Variationen wie in der echten Sprache", sagte der Professor von der Universität Hannover am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung der Gesellschaft für deutsche Sprache in Magdeburg. "Auch Normalbürger können das verstehen."
Im Netz nichts Neues
Zu den wenigen wirklich neuen Sprachmerkmalen, die sich im
Internet herausgebildet haben, gehört Schlobinski zufolge die
Erweiterung der Comic-Sprache. Dort verwendete Formen wie "entsetz",
"erröt", "kicher", "würg", "schäm", "stöhn", "zwinker", "hüpf" oder
"anspring" würden um weitere Elemente ergänzt. So werde aus "guck"
zum Beispiel "frechguck", "liebguck", "ganzliebguck" oder
"traurigindieeckeguck". Internetspezifisch seien auch ausgeprägte
Begrüßungsfloskeln [A sagt "hi", B antwortet "re" oder "rehi"] oder
Symbole wie :-)

Feldforschung in Chatrooms
Schlobinski legt den Schwerpunkt seines Forschungsprojekts "Sprache@Web" auf die Kommunikation in Chatrooms. Auch hier sieht er trotz der dort verwendeten Floskeln, Abkürzungen und grafischen Elemente kaum sprachliche Neuerungen.
Die Debatten in den laut Schlobinski weltweit über 30.000 virtuellen Diskussionsforen enthielten viele Merkmale der gesprochenen Sprache wie Weglassungen oder umgangssprachliche Varianten. Sie seien also eine Art "verschriftete Gespräche".
Während die Menschen in der gesprochenen Sprache mit bestimmten Ausdrucksformen kein Problem hätten, seien viele überrascht, wenn sie dies in Chatrooms in schriftlicher Form vorfänden, meinte Schlobinski.
"Dann denken wir, es ist etwas besonderes. Ist es aber nicht." Entgegen landläufiger Meinung sei die Chat-Sprache auch nicht mit englischen Bezeichnungen überschwemmt.
Schlobinskis Buch und Homepage
Professor Schlobinski beschäftigt sich seit Jahren mit der Kommunikation im Internet. Einen ersten Studienbericht zum Thema hat er 1998 als Mitherausgeber des Buches "Sprache und Kommunikation im Internet" veröffentlicht:
Peter Schlobinski, Jens Runkehl & Torsten Siever: Sprache und Kommunikation im Internet. Überblick und Analysen.