20.05.2000

IM GRIFF

Bildquelle: B+I

Erfolgreiche, dezentrale Virus-Abwehr

Der gestern aufgetauchte Wurm "NewLove" hat trotz seines sehr cleveren Fortpflanzungs-Mechanismus und seines hohen Zerstörungspotenzials, das jenes von "ILOVEYOU" bei weitem übertrifft, bisher keinen großen Schaden angerichtet.

Alarmiert durch das einmalige Medienecho auf den Liebesvirus, sind Nutzer, Administratoren und Techniker zumindestens vorläufig so vorsichtig, dass der bösartige Wurm sich nicht markant ausbreiten konnte. In Österreich wurde bislang offensichtlich kein einziges "NewLove"-Exemplar gesichtet.

Wenige, heftige Schäden

Zwar ist bei den wenigen vom neuen Wurm befallenen Computern der Schaden sehr groß [Verlust fast aller Daten und ein Systemcrash], aber der Gesamtschaden dürfte sich in engen Grenzen halten.

Virusexperten werteten den pädagogischen Effekt durch"ILOVEYOU" deshalb durchwegs positiv: "Nach dem glimpflichen Verlauf des gestrigen Tages war 'ILOVEYOU' wohl ein sehr heilsamer Warnruf", kommentierte Gene Hodges von Network Associates.

Effizient und dezentral

Die prinzipiell problemlose Abwehr eines Virus mit wirklich hohem Zerstörungspotenzial und einem cleveren Verbreitungsmechanismus zeigt sehr deutlich, dass die meisten Forderungen nach neuen "Antihacker-Gesetzen" und "schnellen Cyber-Eingreiftruppen" der Polizei, die in der Folge des Liebesvirus aufkamen, überzogen und unproduktiv sind.

Die Abwehr von E-Mailviren erfolgt am effizientesten dezentral und auf allen Ebenen der Netzstruktur [Backbones, ISPs, Firmennetzwerke und Einzeluser]. Dazu können allerdings neue Gesetze gegen "Hacker" nichts beitragen.

Microsoft ist "verstört und frustriert"

Ein Microsoft-Sprecher kommentierte den neuen Virus, der erneut nur mit MS-Produkten seine Wirkung entfalten kann, so: "Wir sind sehr verstört und frustriert."

MS-Produktmanager Tom Bailey kündigte für nächste Woche ein Outlook-Patch an, das "diese Art von Viren ausradiert".