Terra Lycos zielt auf spanischsprachigen Raum ab
Terra Networks etabliert sich durch Übernahme von Lycos endgültig als globaler Player. Das neue Unternehmen Terra Lycos hat schon jetzt 50 Millionen User und ist damit der drittgrößte Internet-Konzern weltweit.
Terra Lycos wird in 37 Ländern vertreten sein und verzeichnet 175 Millionen Pageviews pro Tag. Das Potenzial wird auf 550 Millionen Nutzer geschätzt.
Terra wurde 1998 als Telefonica Interactiva gegründet. Im März 1999 begann Terra eine Reihe kleiner Unternehmen in Südamerika zu übernehmen. Im November vergangenen Jahres gelang Terra ein spektakuläres Börsendebüt. Der Aktienkurs verdreifachte sich am ersten Tag der Notierung.
Nach Erreichen des Höchstwertes Mitte Februar liegt der Wert der Aktien mittlerweile nur mehr bei einem Fünftel des Emissionspreises.
Aktien gehen abwärts
Auch die Lycos-Übernahme beflügelte den Kurs nicht. Spaniens Investoren haben die Übernahme skeptisch aufgenommen. Der Kurs
der Terra-Aktien gab heute an der Madrider Börse nach.
Hauptkritikpunkt ist der vielfach als überhöht bewertete Kaufpreis. Aktienkurse von ...

Auch Bertelsmann betroffen
Betroffen von der Übernahme ist auch Bertelsmann. Der deutsche Konzern ist an Lycos Europe beteiligt, der zu 43,1 Prozent der amerikanischen Konzernmutter gehört. Den größten Anteil des Rests teilen sich eben Bertelsmann [26,8 Prozent] und der Chef von Lycos Europe, Christoph Mohn [16,2 Prozent].
Bertelsmann und Telefonica wollen nun die spanisch- und portugiesischsprachigen Märkte in Europa und Lateinamerika mit einer BOL-Gesellschaft erschließen, an der Bertelsmann zu drei Vierteln und Terra Lycos zu einem Viertel beteiligt sein sollen.
Zudem verpflichtete sich Bertelsmann, innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren verschiedene Dienstleistungen von Terra Lycos im Gesamtvolumen von einer Milliarde Dollar zu erwerben.
Juan Villalonga, schon jetzt Chef von Terra und Telefonica, wird auch der neuen Gesellschaft "Terra Lycos" vorstehen.
Der bisherige Lycos-Chef Robert Davis wird CEO.
Die Einigung dürfte auch eine Genugtuung für Villalonga sein. Der Telefonica-Chef wurde nach dem Scheitern der Fusion mit dem niederländischen Marktführer KPN in Spanien heftig kritisiert.
Europa goes USA
Mit dem Kauf übernimmt erstmals ein europäisches Internet-Unternehmen einen der großen Anbieter in den USA. Dahinter stecken mehrere strategische Überlegungen.
Einerseits kann Terra seine vorwiegend jungen Kunden mit dem für diese Zeilgruppe attraktiven Content versorgen. Andererseits übernimmt Terra mit Lycos ein profitables Unternehmen.
Experten beurteilen die Integration der unterschiedlichen Strategien für den Wachstumsmarkt Südamerika einerseits und den gesättigten Markt USA andererseits als größte Herausforderung für Terra Lycos.
Miguel Perez, Präsident der spanischen Gesellschaft der Internet-Nutzer, glaubt, dass die jüngste Übernahme erst den Anfang eines gewaltigen Wachstums in der spanischsprachigen Internet-Welt darstellt.
Der Übernahme ist vergangene Woche das Platzen einer sicher geglaubten Fusion von Lycos mit dem US-Medienunternehmen USA
Terra Lycos 30 Milliarden USD wert
Auf der Basis des Schlusskurses von gestern [56,13 Dollar] wird Terra Lycos pro forma mit etwa 30 Milliarden Dollar bewertet. Terra-Aktionäre werden zwischen 54 und 63 Prozent der Anteile am neuen Unternehmen halten.
Die Übernahme soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Sie muss noch von den Aktionären der Unternehmen und von den Kartellbehörden genehmigt werden.