15.05.2000

BUCHHANDEL.DE

Internet-Händler gegen Fernabsatzgesetz

Der boomende Internet-Buchhandel in Deutschland ist nach Einschätzung der dortigen Händler durch ein neues Gesetz in Gefahr.

Das so genannte Fernabsatzgesetz würde den Handel katastrophal belasten, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Versandbuchhändler, Christian Russ.

Das deutsche Fernabsatz-Gesetz sieht vor, dass "Fernkäufe" - darunter fallen auch Einkäufe über das Internet - innerhalb von zwei Wochen widerrufen werden dürfen. Die Kosten für die Rücksendung müssen die Händler zahlen. Damit ist die Rechtslage in Deutschland verbraucherfreundlicher als in Österreich, wo den Konsumenten gemäß § 5 e KSchG in der Regel nur eine Rücktrittsfrist von sieben Werktagen zur Verfügung steht und die Händler mit den Verbrauchern vereinbaren können, dass diese die Kosten der Rücksendung tragen [§ 5 g Abs. 2 KSchG].

Nach Einschätzung von Russ werden deutschen Online-Händlern die Portokosten aus Rücksendungen Mehrkosten in Millionenhöhe verursachen. "Viele kleine und mittelständische Betriebe wird das in den Ruin treiben", sagte Russ.

Im Durchschnitt würden zehn Prozent der Bücher, die im Internet oder bei einem Versandbuchhändler bestellt werden, zurückgeschickt. "Bei einer durchschnittlichen Buchsendung kostet das Porto zehn Euro", meint Russ.

Ansichtsbestellung

Durch das neue Gesetz befürchtet er eine drastische Zunahme der Rücksendungen: "Wenn es nichts kostet, bestellen die Leute fünf Bücher und schicken vier zurück."

"Das wird dann so eine Art Ansichtsbestellung", befürchtet Russ. Vor allem für den Buchhandel über das Internet sieht er schwarz: "Damit schießt sich Deutschland aus dem Wettbewerb heraus." Während andere Branchen die erhöhten Kosten über den Preis auf die Kunden umlegen könnten, sei dies den Buchhändlern auf Grund der Preisbindung nicht möglich.