14.05.2000

MUTTERTAG

Bildquelle: mmm

US-Mütter machen online gegen Waffen mobil

In Washington und 70 anderen Städten der USA treffen sich heute Mütter zu Aufmärschen, um für eine Verschärfung des Waffengesetzes zu demonstrieren. Mehrere hunderttausend Teilnehmer werden dabei erwartet.

Der rege Zustrom zu diesen Veranstaltungen geht zu einem Großteil auf eine Internet-Kampagne zurück, mit der die Organisatorinnen die Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam machen konnten.

Der "Million Mom March" begann als kleine Privatintiative von Donna Dees-Thomases, die nach dem Anschlag auf Vorschulkinder des California Jewish Center im August letzten Jahres in Sachen Schusswaffenverbot aktiv werden wollte. Am Anfang ihrer Kampagne standen: ein Schreibtisch und ein Telefon in ihrem Haus in New Jersey, zwei befreundete Pensionistinnen, die Anrufe entgegennahmen, und eine Website.

Donna Dees-Thomases: "Ohne Internet wäre es unmöglich gewesen, innerhalb von nur neun Monaten eine landesweite Veranstaltung dieser Größe auf die Beine zu stellen."

We, the Mothers

In den ersten beiden Monaten konnte die Website jeweils 100.000 Zugriffe verzeichnen, in den letzten drei Wochen waren es täglich 100.000, die auf die Site zugegriffen haben. Dieser Schneeball-Effekt kam auch der Finanzierung des Vorhabens zugute. Durch die Online-Präsenz wurde eine Vielzahl von Stiftungen, privaten Geldgebern, religösen Vereinigungen und auch Firmen auf den geplanten "Million Mom March" aufmerksam, die Geld spendeten oder organisatorische Hilfe leisteten.

Mütter versus Waffen-Lobby

Die Debatte über einen eingeschränkten Erwerb von Schusswaffen in den USA wurde vor allem durch das Massaker an der Columbine High School in Colorado im April 1999 entfacht. Seitdem hat es erste Ansätze in Richtung eines strengeren Waffengesetzes gegeben.

Die National Rifle Association [NRA], die mächtige Lobby der Schusswaffen-Besitzer und Schusswaffen-Hersteller, konnte allerdings Druck auf den amerikanischen Kongress ausüben und eine weitergehende Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen verhindern.

Forderungskatalog

Gegen den politischen Einfluss der NRA richten sich auch die heutigen Proteste. Die zentralen Forderungen der Organisatorinnen des "Million Mom March" sind:

Eine Registrierung aller Schusswaffen und ihrer Besitzer

Background Checks beim Erwerb von Schusswaffen

Eine "Cooling Off"-Periode vor dem Erwerb von Schusswaffen, die Affekthandlungen verhindern soll

Schutzvorrichtungen an den Schusswaffen, die unbefugten Gebrauch unterbinden

Rigorose Durchsetzung der bestehenden Schusswaffen-Gesetze

Gegendemonstration von Befürworterinnen

In Washington findet heute auch eine Gegendemonstration statt, die von einer kleinen Gruppe von Müttern veranstaltet wird, die für den freien Waffenbesitz eintreten. Die Gruppe nennt sich "Second Amendment Sisters" und ihre Veranstaltung "Armed Informed Mothers March".

Auch diese Initiative verdankt ihre Existenz dem Internet. Die Organisatorinnen haben einander in einem Chatroom kennen gelernt und werden einander heute zum ersten Mal in Washington persönlich treffen.

Diane McKeough, die Koordinatorin der Gegenveranstaltung, berichtet, dass durch die Einrichtung einer Website der herkömmliche Kostenaufwand einer Bürgerinitiative drastisch reduziert werden kann. Man wäre nicht mehr wie vor der Erfindung des Internet auf teure Inserate oder Werbeaussendungen angewiesen, um über sein Anliegen zu informieren.

Auch könnten sich Interessierte über die Website einfach und direkt über Details der Veranstaltung wie Anreise und Unterkunft informieren.

Killer Moms strike back

Die Website der "Second Amendment Sisters" erläutert den Standpunkt der Mütter, die für einen freien Besitz von Schusswaffen eintreten. Außerdem gibt sie den Teilnehmerinnen der Demonstration vorab Hinweise zum richtigen Auftreten bei der Demonstration.