Hoffnung für MP3.com, Niederlage für Napster
Während es MP3.com derzeit offensichtlich gelingt, das eigene Überleben trotz einer schweren Niederlage vor Gericht zu sichern, steckt Napster nach einem gestrigen Urteil in neuen Schwierigkeiten.
Der Aktienkurs des Musik-Start-up MP3.com legte Montagabend kräftig zu, nachdem letzten Freitag ein Übereinkommen mit der US-amerikanischen Rechte-Verwaltungsgesellschaft Broadcast Music [BMI] erzielt werden konnte.

Der MP3-Kurs kletterte gestern Abend um 31 Prozent auf 13,6 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit dem stetigen Kursverfall nach Bekanntwerden der Prozessniederlage gegen die US-amerikanische Plattenindustrie.
Das Abkommen mit BMI versetzt MP3.com in die Lage, 4,5 Millionen Titel jener 140.000 Musiker und Komponisten zu spielen, die bei BMI unter Vertrag stehen. Womit auch Lizenzeinnahmen von MP3.com an die Künstler fließen werden.
Der Großteil der Musiktitel auf MP3.com stammt von Musikern, die über keinen Vertrag mit einer der großen Plattenfirmen verfügen. Gegenwärtig hat MP3.com über 346.000 Titel auf seiner Website verfügbar.

Keine Haftungsbeschränkung für Napster
Unterdessen entschied Richterin Marilyn Patel im Prozess der RIAA gegen Napster, dass eine Haftungsbeschränkung, wie sie für Internet-Provider gilt, für Napster nicht in Frage kommt. Damit widersprach die Richtern einem zentralen Argument der Verteidigung.
"Obwohl ein Napster-Server Informationen zum Aufbau einer Verbindung vermittelt, vollzieht sich der eigentliche Datenaustausch nicht über das Napster-System, sondern über das Internet." Damit sei Napster kein typischer Internet-Provider.

Schmerzliche Folgen könnte auch die Erkenntnis von Richterin Patel nach sich ziehen, Napster habe nicht rechtzeitig klargemacht, wie mit Usern umgegangen wird, die das Copyright verletzen.
Napsters Anwalt Laurence Pulgram gestand ein, man habe vor Beginn des Verfahrens keine schriftliche Policy veröffentlicht, bekannt gewordene Raubkopierer habe man dennoch aus dem System ausgesperrt.
Napster versetzt seine Nutzer mit Hilfe einer Datenbank in die Lage, MP3-Dateien auf den Festplatten der einzelnen Teilnehmer zu finden und herunterzuladen. Deshalb wurde das Unternehmen im Dezember von der US-amerikanischen Plattenindustrie [RIAA] verklagt: Napster leiste mit seinem Service dem Austausch von illegalen MP3-Songs und damit Copyright-Verletzungen systematisch Vorschub.

RIAA-Präsidentin Hilary Rosen begrüßte die Entscheidung: "Napsters Versuch, seiner Verantwortung zu entkommen, ist misslungen."
Auch die Heavy-Metal-Band Metallica ist Napster mit einer Klage auf den Fersen und hat zuletzt die Sperrung von rund 330.000 Napsterbenutzern verlangt, die illegal Songs der Band ausgetauscht haben sollen.