Microsoft steigt nach Zerschlagungsdrohung
Ein kräftiger Kursgewinn bei Microsoft gab am Montag trotz anhaltender Zinssorgen der gesamten New Yorker Börse Auftrieb. Nach Händlermeinung sei das Risiko einer Zerschlagung des Softwareriesen bereits im derzeitigen Kursniveau enthalten.
Etliche Wertpapieranalysten argumentierten ferner, dass im Falle einer Aufteilung die Teile mehr Wert seien als das Ganze. Sie rieten ihren Kunden, den Titel zu kaufen. Microsoft legten um 5,29 Prozent auf 73,625 USD zu.
Microsoft zieht seit Sonntag in einer groß angelegten Kampagne mit TV-Spots und ganzseitigen Zeitungsanzeigen zu Felde. Darin wird darüber geklagt, dass das Unternehmen für seinen Erfolg bestraft werden solle.

Die Forderung der US-Regierung nach einer Aufspaltung des Microsoft-Konzerns in zwei konkurrierende Unternehmen hat in der Branche mittlerweile geteilte Reaktionen hervorgerufen.
Nicht nur das Justizministerium in Washington, auch viele Konkurrenten des Marktführers hoffen durch die Beendigung des Microsoft-Monopols auf eine Öffnung des Marktes und bessere Produkte für die Verbraucher.
"Für die Kunden wird das eine größere Auswahl bedeuten", sagte Jean-Louis Gassee, Chef des Software-Hauses Be, das ein alternatives Betriebssystem entwickelt, am Sonntag in San Francisco. Microsoft-Gründer Bill Gates warnte dagegen vor einer Gefahr für die Zukunft der Informationstechnologie. Auch außerhalb des Microsoft-Imperiums waren Stimmen zu hören, die das harte Vorgehen gegen den Software-Riesen in Frage stellen.
Gerade das Internet bietet nach Ansicht von Branchenexperten sehr viel Raum für Wettbewerb. Rob Enderle von der Giga Information Group etwa vertrat die Ansicht, dass das Netz eine neue Entwicklungswelle in Gang gesetzt habe, die eine Zerschlagung von Microsoft unnötig mache.
Es habe sich gezeigt, dass Microsoft Schwierigkeiten habe, auf diesem Markt Fuß zu fassen, sagte Enderle.
Mit der Teilung des Microsoft-Konzerns in zwei konkurrierende Unternehmen will die US-Regierung das Monopol des Softwaregiganten beenden. Das Justizministerium und 19 Bundesstaaten reichten am Freitag einen entsprechenden Strafantrag bei Bundesrichter Thomas Jackson ein. Jackson hatte Anfang April geurteilt, dass Microsoft mit seinem Geschäftsgebaren gegen die Kartellgesetze der USA verstoßen habe. "Unser Vorschlag wird den Wettbewerb ermuntern, Innovation fördern und den Verbrauchern neue und bessere Auswahl auf dem Markt bringen", erklärte Justizministerin Janet Reno.
Binnen vier Monaten soll Microsoft nun einen Plan über die Aufteilung in zwei etwa gleich große Firmen vorlegen. Die eine soll das Betriebssystem "Windows" weiterentwickeln und vermarkten, mit dem fast 90 Prozent der PCs weltweit laufen.
Die andere bekäme die Rechte für den Internet-Browser "Explorer" und für "Office", das einträglichste und umfangreichste Produkt unter den Microsoft-Anwendungen. Die beiden Firmen dürften frühestens in zehn Jahren wieder fusionieren.
Der große Gewinner einer Zerschlagung von Microsoft wären das freie Betriebssystem Linux sowie Firmen wie Apple, Be, Sun, Oracle und Novell.