28.04.2000

UMSTRITTEN

Bildquelle: orf

Musikindustrie gegen Napster & Co.

Mitten in die Prozesse der Musikindustrie gegen Napster und MP3.com sind jetzt die Soundscan-Ergebnisse über die tatsächlichen Verkaufszahlen der US-Musikindustrie geplatzt.

Überraschendes Resultat: Die CD-Verkaufszahlen sind im ersten Quartal [Q1] 2000 um acht Prozent gegenüber dem Q1 vergangenen Jahres gestiegen.

Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, ob die digitale Distribution der Musikindustrie nicht mehr bringt, als sie ihr schadet.

Tatsache ist, dass die Soundscan-Ergebnisse jedenfalls ein kritisches Licht auf die Prozesse der Musikindustrie werfen, muss sie doch beweisen, dass ihr durch digitale Musikdistributoren, wie MP3.com, ein finanzieller Schaden entstanden ist.

Die Recording Industry Association of America [RIAA] lässt die Kritik der Fans ebenso wie die Soundscan-Zahlen ungerührt. RIAA-Sprecherin Alex Walsh: "Dass die Industrie ein Wachstum erzielt hat, sagt noch gar nichts. Vielleicht wären wir ohne derartige digitale Musikdistribution noch stärker gewachsen."

Pam Horowitz, Präsidentin der "National Association of Retail Merchants" [NARM] sieht die Sache etwas differenzierter: "Die Zahlen zeigen uns, dass die Leute noch immer ins Geschäft gehen, um Musik zu kaufen. Tatsache ist, dass vor allem im College-Markt MP3 eine wesentliche Rolle spielt, allerdings wiederum nicht so eine wesentliche, dass dadurch die Verkaufszahlen zurückgehen würden. Aber auch wenn wir nach wie vor das Gros der CD-Verkäufe in den Geschäften abwickeln, wird digitale Musikdistribution in den kommenden Jahren eine wachsende Bedeutung haben. Wir müssen Geschäftsmodelle entwickeln, über die wir davon profitieren können."