Microsoft droht Verlust von Mitarbeitern
Der größte Software-Hersteller der Welt, Microsoft, kämpft gegen den Verlust von Mitarbeitern. Der sinkende Kurs der Microsoft-Aktie, die ungewisse Zukunft des Unternehmens nach der Verurteilung im Kartellverfahren und die Verlockungen der dynamischeren Internet-Unternehmen haben die Wanderlust der Microsoft-Angestellten spürbar erhöht.
Vor kurzem erst musste das Unternehmen die Löhne um 15 Prozent erhöhen, um die steigenden Lebenshaltungskosten auszugleichen und die Abwerbung von Technikern durch die Konkurrenz zu verhindern.
Microsoft zahlt traditionell schlechter als andere Software-Hersteller, belohnt Mitarbeiter stattdessen lieber mit Aktien des Unternehmens. Seit dem Urteil von Richter Jackson im Kartellverfahren befindet sich der Wert dieser Unternehmensanteile im Sinkflug. Die jüngsten Verluste der Technologiewerte an den Börsen tun ein Übriges, um Microsofts Entlohnungs-Schema unattraktiv zu machen. In den letzten drei Wochen ist der Kurs der Microsoft-Aktie von 115 auf rund 75 Dollar gefallen. Damit schwindet auch der Anreiz für Mitarbeiter, dem Unternehmen treu zu bleiben, bis sie ihre Anteile verkaufen können.

Um die verringerte Attraktivität der "Stock Options" auszugleichen, sucht Microsoft nach neuen Incentives. Neben noch mehr Stock Options und noch mehr Geld sollen die Angestellten jetzt - gänzlich untypisch - zusätzlichen Urlaub erhalten. Das Unternehmen war bislang für seine durch 90-Stunden-Wochen geprägte Firmenkultur bekannt.
Außerdem sollen die Aussichten auf Beförderung und die damit verbundenen Gehaltssprünge verbessert werden. Erst kürzlich hat das Unternehmen 30 neue Vice Presidents ernannt.
Angekratztes Image, niedrige Moral
Die Gartner Group geht in einem jüngst veröffentlichten Bericht
davon aus, dass Microsoft in Zukunft wachsende Schwierigkeiten haben
wird, talentierte Mitarbeiter an sich zu binden. Als Gründe nennen
die Marktforscher das angekratzte Image des Software-Herstellers,
die niedrige Moral, den vor sich hindümpelnden Aktienkurs und den
Reiz, zu einem der unbekümmerten Internet-Unternehmen zu wechseln.

"Wer bisher 90 Stunden in der Woche für unterdurchschnittliche Bezahlung gearbeitet hat, weil er darauf gebaut hat, dass der Wert der Microsoft-Aktien steigen wird, muss jetzt, wo die Kurse fallen, feststellen, dass er einfach sehr, sehr, sehr viel Arbeit für nicht marktgerechte Bezahlung geleistet hat", meinte der Analyst Michael Gartenberg von der Gartner Group.