"Guter Start in schwieriger Zeit"
Die Aktien des größten europäischen Internet-Providers T-Online konnten beim Börsenstart trotz ungünstiger Rahmenbedingungen deutliche Kursgewinne verbuchen.
Die Papiere stiegen am ersten Handelstag um rund dreißig Prozent und notierten am späten Nachmittag acht Euro über dem Ausgabepreis von 27 Euro.
Telekom-Chef Ron Sommer bilanziert das Ergebnis des ersten Handelstages als "guten Start in schwieriger Zeit". Den Ansturm der Anleger auf die Aktien von T-Online wertete Sommer als "überwältigenden Vertrauensbeweis".
Durch den niedrig angesetzten Ausgabepreis von 27 Euro entgingen T-Online Milliarden. Mit bis zu 50 Euro für eine Aktie war in Finanzkreisen bis vor wenigen Tagen noch spekuliert worden. Bei 106 Millionen angebotenen Aktien beträgt die Differenz zum schließlich festgelegten Ausgabepreis 2,3 Milliarden Euro.

Gute Nerven gefragt
Börsenexperten warnten die T-Online-Aktionäre unterdessen vor übereilter Freude. Auch bei der Telekom-Tochter sei in den kommenden Tagen mit Kursverlusten zu rechnen.
Das Papier könne durchaus "noch unter den Ausgabekurs fallen", meinte Klaus Nieding von der Deutschen "Schutzvereinigung für den Wertpapierbesitz". Derzeit seien gute Nerven gefragt.
Bundesfinanzminister Hans Eichel warnte die Kleinanleger davor, kurzfristig zu spekulieren oder gar Aktien auf Kredit zu kaufen. "Die Bevölkerung darf die Börse nicht als Lotto-Ersatz oder Kasino
benutzen."
Verluste, die Freude machen
Der Vorstandschef der T-Online International AG, Wolfgang Keuntje, will das Unternehmen zu einer weltweit beachteten Internet-Marke ausbauen. Die Einnahmen von fast drei Milliarden Euro aus dem Börsengang werden voll in die Expansion investiert.
Zu den Geschäftszahlen der ersten Monate 2000 machte Keuntje allerdings keine Angaben. Die Ergebnisse werden erst in vier bis sechs Wochen präsentiert. Spekulationen über höhere Verluste bei T-Online als erwartet konterte er mit dem Hinweis auf "überproportionalen Kundenzulauf". "Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir Verluste machen", bekräftigte er. Kundenzuwachs gehe vor Gewinnen. "Und das sind Verluste, über die man sich freuen kann", ergänzte Ron Sommer.
