13.04.2000

ZWEIFEL.DE

Bildquelle:

Institutionelle Anleger bei T-Online zurückhaltend

Institutionelle Investoren zeigen sich beim Börsengang des Internetanbieters T-Online sehr viel zurückhaltender als Privatanleger. Von einer bis zu 20fachen Überzeichnung wie bei den Kleinanlegern könne keine Rede sein, sagten Fondsmanager am Donnerstag.

Wahrscheinlicher sei eine drei- bis vierfache Überzeichnung. Am Freitag läuft die Frist ab, in der Großinvestoren die Aktien der Internet-Tochter der Deutschen Telekom in einer Preisspanne von 26 bis 32 Euro bestellen konnten.

Die Telekom will den Ausgabepreis und das Zuteilungsverfahren am Samstag oder Sonntag bekannt geben. Im vorbörslichen Handel notierte das Papier am Donnerstag zwischen 32 und 33,50 Euro. Noch am Dienstag hatten T-Online-Aktien im Graumarkt zwischen 36 und 38 Euro gekostet.

"Die Überzeichnung wird deutlich geringer als im Retailbereich ausfallen", sagte Fondsmanagerin Beate Merdes von Invesco in Frankfurt. Die Branche sei "nicht so überzeugt von der Geschichte", zudem seien die Märkte derzeit sehr volatil.

Viele Institutionelle setzten darauf, die Aktie später auf dem Markt zu ordern, wo sie bei anhaltender Börsenschwäche womöglich billiger zu haben sei.

Theo Kitz, Analyst bei Merck Finck & Co in München, sagte: "Die Institutionellen scheinen sehr viel skeptischer und preissensibler als die Kleinanleger zu sein, die doch eher enthusiastisch sind."

T-Online wird vermutlich höhere Verluste ausweisen als erwartet. Gleichwohl wird der Titel als Kandidat für die Aufnahme in den Deutschen Aktienindex [Dax], in dem die 30 größten deutschen Standardwerte zusammengefasst sind, gesehen.

T-Online soll nach Angaben der Deutschen Börse AG am 19. Juni in den so genannten Blue-Chips-Index Nemax 50 des Frankfurter Neuen Marktes aufrücken.

Zahlreiche Fondsmanager wollen nach den "schlechten Erfahrungen" mit Lycos Europe und World Online, deren Aktien mittlerweile unter den Ausgabepreisen notieren, bei den Börsengängen der einstmals hoch gelobten Internet-Unternehmen vorsichtiger sein.

Das Geschäftsmodell von T-Online wird durchaus kritisch gesehen. Während das Unternehmen selbst in seiner Kalkulation noch immer von hohen Gebühreneinnahmen ausgehe, rechneten Fondsmanager und Analysten eher mit den Einnahmen aus der Internetwerbung als den Anmeldegebühren.

Allerdings werde es T-Online nicht leicht haben, sich in dem hart umkämpften Umfeld einen großen Teil vom Werbe-Kuchen abzuschneiden.