Strafmaßnahmen noch heuer möglich
Im Kartellprozess gegen Microsoft haben sich alle Parteien auf ein beschleunigtes Verfahren geeinigt.
Das sagte der Vertreter des Justizministeriums, Joel Klein, heute nach einem Treffen mit Richter Thomas Penfield Jackson. Details sollen im Lauf des Tages bekannt gegeben werden.
Die US-Regierung könnte demnach noch in diesem Jahr per einstweiliger Verfügung vorläufige Strafmaßnahmen gegen Microsoft beantragen.
Die vorläufigen Maßnahmen könnten schon nach der - im Oktober erwarteten - Verkündung des Strafmaßes der ersten Instanz durch Richter Thomas Penfield Jackson erfolgen.
Also sprach Judge Jackson
Bezirksrichter Thomas Penfield Jackson hat Microsoft am Montag
für schuldig befunden, gegen das US-Kartellrecht verstoßen zu haben.
Richter Jackson warf dem Unternehmen konkret vor, seine Marktmacht
missbraucht und

Direttissima via Supreme Court
Über eine andere Möglichkeit, das laufende Verfahren zu
beschleunigen, berichtet heute die "Washington Post": Unter Berufung
auf Richter Jackson heißt es dort, dass das erwartete
Berufungsverfahren möglicherweise auf direktem Weg vor das höchste
US-Gericht, den Supreme Court, gebracht werde. Damit würde die
übliche nächste Instanz des Berufungsgerichts umgangen und das
Verfahren könnte möglicherweise noch dieses Jahr abgeschlossen
werden.

"Aggressive Marketingkampagne"
Microsoft wollte die Möglichkeit vorläufiger Restriktionen bisher nicht kommentieren.
Das Unternehmen reagierte gestern mit neuen Produkt- und Businessplänen auf das Urteil - Beobachter gehen davon aus, dass durch diese vorwärts gewandten Aktivitäten vor allem die Börsen beruhigt werden sollen.
MS kündigte eine "aggressive Marketingkampagne" für seinen MSN-Netzzugang und die letzte Beta-Version seines Internet Explorers [IE 5.5] an, der zusammen mit der "Windows Millennium Edition" ["WindowsMe"] ausgeliefert werden soll.
Internet Explorer
Zum finalen IE-5.5-Beta kündigte MS auch das dritte Beta seines "Explorer Administration Kit" an. IE 5.5 wird auch als Downlaod angeboten werden, wahrscheinlich gegen Ende des dritten Quartals.
Die MSN-Kampagne enthält neben Werbemaßnahmen ein halbes Jahr gebührenfreien Netzzugang bei einer Bindung an MSN für ein Jahr. Mit der Kampagne soll vor allem AOL angegriffen werden.
Ein Unternehmenssprecher wies darauf hin, dass MSN mit zwölf Prozent Wachstum der Nutzerzahlen im letzten Quartal schon jetzt deutlich schneller wachse als AOL [drei Prozent] oder Yahoo [vier Prozent].
Bill Gates heute im Weißen Haus
MS-Gründer Gates wird heute neben zahlreichen anderen IT- und Finanzexperten an einer Konferenz im Weißen Haus zur "New Economy" teilnehmen. Präsident Clinton soll dabei über die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen neuer Technologien unterrichtet werden.