Alle wollen Wissen managen
Rund ein Drittel des betrieblichen Wissens geht durch den Abgang von Mitarbeitern oder interne Reorganisation verloren, schätzt Microsoft-Vizepräsident Richt Tong. Dieses permanente Abbröckeln ihrer Wissensbasis kommt die Unternehmen nicht nur teuer, sondern kann auch ihre Substanz angreifen.
Rettung vor dem betriebswirtschaftlichen Alzheimer verspricht die Software-Industrie seit einiger Zeit unter dem Titel "Knowledge Management" [KM], einem der Zauberwörter der Branche, das schon fast so oft genannt wird wie "E-Commerce" - auch wenn kaum jemandem klar ist, was es bedeutet.
Was Knowledge Management ist
Die Definitionen von Knowledge Management sind meist vage und
variieren stark. Übereinstimmend betonen die Beschreibungen von KM,
dass es sich dabei ebenso um eine kulturelle wie eine technologische
Anstrengung handelt, die generell viel Arbeit macht. Einig ist man
sich auch, dass KM das "nächste große Ding" sein wird.

Mit der steigenden Bedeutung des "Produktionsfaktors Wissen" wächst der Bedarf an Software-Tools, die dieses Wissen effizient erschließen. Entsprechend groß ist das Bemühen der Software-Hersteller, das Feld zu besetzen, und sei es nur rhetorisch.
Da es an eigenständigen KM-Lösungen mangelt, werden häufig einfach die vorhandenen Produkte repositioniert. Bei der IBM-Tochter Lotus etwa soll jetzt das weit verbreitete "Notes" auch Knowledge Management können, Microsoft versucht "Exchange" in diese Richtung zu trimmen.

Strukturelles Kapital schaffen
Einer der wenigen Hersteller, die von Grund auf neu entwickelte KM-Lösungen anbieten können, ist das österreichische Unternehmen IP Software Systems. Ihrem Produkt CC/8 wird von Analysten der Gartner Group ein Technologie-Vorsprung von sechs bis zwölf Monaten gegenüber den übrigen Wettbewerbern attestiert.
Geschäftsführer Rüdiger Pressler betont allerdings, dass Software nicht die allein seelig machende Lösung für die Bewirtschaftung von betrieblichem Wissen sein kann. "Knowledge Mangement ist mehr eine Haltung als eine Software. Wenn die Unternehmenskultur das Teilen von Wissen nicht belohnt, nützt die beste Software nichts."
Ziel von Knowledge Management sollte es laut Pressler sein, das in den Köpfen der Mitarbeiter vorhandene Wissen allgemein verfügbar zu machen, um so Humankapital in strukturelles Kapital zu transformieren.
Die KM-Lösung CC/8 verknüpft Informationen mit Hilfe bidirektionaler, typisierter Links zu einem semantischen Netz. Die einzelnen Informationsquellen werden zwar dezentral gespeichert, über den organisationsweiten "Shared Memory Pool" aber zentral verwaltet. Dadurch soll eine gegenüber replizierenden Systemen wie Lotus Notes größere Aktualität der Information erreicht werden.
