15.03.2000

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Microsoft will neue Navigation fürs Web

Die am Dienstag bekannt gegebene Beteiligung von Microsoft an dem Internet-Unternehmen RealNames könnte die Art und Weise, wie künftige User im Web navigieren, stark beeinflussen.

Die Marktmacht des weltgrößten Software-Herstellers könnte einem bereits 1998 begonnenen Projekt zum Durchbruch verhelfen, das die Navigation im Web intuitiver zu gestalten verspricht, indem es sich stärker am herkömmlichen Sprachgebrauch orientiert als die bekannten URLs.

Die RealNames-Datenbank kennt gegenwärtig zwischen eineinhalb und zwei Millionen Namen. Geld verdient RealNames mit dem Verkauf von Keywords an Unternehmen. Die Preise dafür variieren je nach Größe der Firma zwischen 100 und 300.000 Dollar pro Jahr. Darüber hinaus kassiert RealNames jedesmal ein paar Cent, wenn das Keyword von einem User verwendet wird.

Microsoft will die RealNames-Technologie bei der "Internet Engineering Task Force" als Standard durchsetzen.

Wer RealNames verwendet

RealNames werden unter anderem von AltaVista, LookSmart, Disney's Go Network, Google, Go2Net.com und About.com eingesetzt und von den Web-Browsern von Microsoft und Neoplanet unterstützt. Netscape implementiert - wenig überraschend - das Keyword-System von Mutter America Online.

Manche Beobachter sehen in dem Deal zwischen Microsoft und RealNames den Auftakt zu einer neuen Runde im Kampf gegen den Erzfeind America Online [AOL].

Der weltgrößte Provider setzt nämlich ein ähnliches, mit RealNames nicht kompatibles System von Keywords zur vereinfachten Navigation im Web ein.

Browser-Krieg-Strategie

Microsoft wende dasselbe Konzept wie während der "Browser-Kriege" gegen Netscape an, heißt es. Dieses Konzept besteht darin, ein fortschrittliches Produkt zuerst zu imitieren, um den Hersteller dann durch die Wucht des eigenen Marketing und duch die Ausnützung der flächendeckend verbreiteten Windows-Plattform aus dem Geschäft zu drängen - was bei Netscape zweifellos geglückt ist.

AOL gilt vielen als Vorreiter bei der Vereinfachung des Internet-Zuganges für ein breites Massenpublikum. Dazu gehört auch AOLs Keyword-System, das nun mächtige Konkurrenz erhält.

RealNames ist seit 1998 aktiv. Microsoft hält 20 Prozent und ist damit der größte Anteilseigner. Daneben sind auch Michael Dell, AltaVista und Network Solutions an dem Unternehmen beteiligt. RealNames will im Oktober an die Börse gehen.