Das mobile Handynetz der Automobilkonzerne
Die Automobilindustrie ist derzeit dabei, die Vernetzung aller Pkw voranzutreiben. Dabei steht neben Navigationssystemen zunächst die Verfügbarkeit von Business-Informationen für Geschätskunden im Auto im Mittelpunkt, wie die aktuellen Programme von Ford und GM zeigen.
Ein Problem der Automobilindustrie ist dabei aber noch ihre Abhängigkeit von den derzeitigen Mobilnetzbetreibern. Das Projekt "Moteran" von Mitsubishi, Toyota und VW soll das in naher Zukunft durch die Schaffung eines eigenen Funknetzes der Autokonzerne lösen.
Das besondere an Moteran: Jedes Auto wird gleichzeitig Sender, Empfänger und Relaisstation im Netz der Automobile sein, sodass die Installation von stationären Funkmasten weitgehend entfallen wird.
GMs "OnStar"-Technologie soll noch in diesem Jahr in rund eine Millionen neue Fahrzeuge integriert werden. Dabei steht die mobile Verfügbarkeit von Firmendaten im Mittelpunkt, daneben kann auf alle Internetdienste zugegriffen werden. Mit dem sprachgesteuerten "MyOnStar Virtual Advisor" sollen alle Informationen auch sicher während des Fahrens verfügbar sein. Ford hat ähnliche Pläne vorgestellt, aber noch keinen konkreten Zeitplan.

Um Konzessions-Schwierigkeiten von vornherein auszuschließen, soll Moteran auf demweltweit verfügbaren Amateurfunkfrequenzband von 433 MHz aufbauen.
Dadurch wird die genehmigungsfreie Sendeleistung zwar auf zehn Milliwatt begrenzt. In Ballungsgebieten sollte dies für einen reibungslosen Betrieb ausreichen, außerhalb sollen stationäre Sendemasten die Lücken schließen.
Zudem soll Moteran nicht von einer Firma, sondern als eine Art Funk-Club betrieben werden, der lediglich seine Mitglieder organisiert und die nötigen Infarstruktur-Maßnahmenen regelt, aber keine Gewinne erwirtschaftet.
Mit der Sendeleistung von zehn Miliwatt kann in eng bebauten Gebieten etwa 300 Meter weit gesendet werden, im freien Gelände bis zu einem Kilometer weit.
Zwar ist Moteran bisher als Infarstruktur für Navigationsinformationen konzipiert, aber die "Nebenprodukte" könnten auf Dauer sehr viel interessanter werden als die mobile Orientierung: Die Autofunkclub-Mitglieder dürften untereinander umsonst Sprach- und Datentelefonie betreiben können [da der Club ja keine Gewinne erwirtschaften darf].
Damit bieten die Moteran-Firmen aber nicht nur ihren Kunden einen interessanten Mehrwert, sondern sie begeben sich auch in direkte Konkurrenz zur gesamten Mobilfunkbranche.
Moteran soll vielleicht schon 2002 - spätestens aber 2003 - eingeführt werden. Wahrscheinlich wird dies in Japan geschehen, da hier Mitsubishi und Toyota zusammen auf einen Marktanteil von über 50 Prozent kommen und so relativ schnell eine befriedigende Netzdichte entstehen kann.
Die Moteran-Technik ist offensichtlich weitgehend vorhanden und wird in einer Reihe von internationalen Patenten, die bei der WIPO [World Intellectual Property Organisation] registriert sind, beschrieben. Darunter findet sich neben der Beschreibung des dezentral organisierten Funknetzes auch die Technologie für die entsprechenden Autotelefone. Die Patentrechte werden von Moteran-Partnern und der Handelsgesellschaft Mitsubishi International gehalten.
