"Für richtig gute IT-Leute sind Löhne zu schlecht"
Die Green-Card für High-Tech-Gastarbeiter wird nach Expertenmeinung den Mangel an Fachkräften in der Computer- und Telekom-Branche nicht wesentlich beheben. Zurzeit werden "Top-Leute" von Deutschland in die USA mit doppelt so hohen Gehältern abgeworben, erklärte Professor Matthias Jarke von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule [RWTH] Aachen.
"Es ist schwer vorzustellen, warum ein höchst qualifizierter Inder oder Chinese nach Deutschland kommen und nicht in die USA gehen soll."
Die Resonanz weniger qualifizierter Leute sähe man in Deutschland nicht gern. "Die würden vielleicht nur eine Lohndrücker-Rolle spielen", sagte der Sprecher der Fachgruppe Informatik an der RWTH Aachen, die nach seinen Angaben mit knapp 2.000 Studenten die größte in Deutschland ist.

Ein Drittel aller Fachleute werde für die Anpassung von Standardsoftware an betriebliche Gegebenheiten gesucht. "Das ist keine abstrakte mathematische Aufgabe", sagte Jarke. Die Lösung setze ein Verständnis für die Funktion eines deutschen Betriebes voraus, betonte Jarke die speziellen Anforderungen an Software-Spezialisten, die für den nationalen Markt arbeiten. Neben Kenntnissen "lokaler" Anwendungsformen seien auch gute Sprachkenntnisse gefordert.
Eine Entspannung erhofft sich der Experte durch das vereinfachte Procedere bei den ausländischen Studenten nach Abschluss ihres Studiums. "Bisher war es so, dass wir oder auch Firmen diese Studenten problemlos beschäftigen können, solange sie Studenten sind", sagte Jarke. Wenn sie fertig seien, dann würden sie in ihre Heimatländer abgeschoben. "Für uns ist sehr positiv, dass die Leute, die schon da sind und eingearbeitet sind, auch da bleiben können."
Jarke bezeichnete Schröders Vorschlag als Beitrag zur Lösung des Problems. Die Weichenstellung dürfe aber nicht zur Ausrede werden, "hier nichts mehr zu machen, weil man das anderswo billig einkaufen kann".
Die Zahl der fehlenden Computerspezialisten in Deutschland ist nach Information des Münchner Nachrichtenmagazins "Focus" noch höher als bisher angenommen. Interne Untersuchungen der Bundesregierung hätten ergeben, dass momentan 100.000 derartige Stellen nicht besetzt werden könnten. Die Wirtschaft sei bisher von 75.000 ausgegangen.
Wie "Focus" unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, soll der Kernpunkt des Visa-Programms für Spezialisten aus Nicht-EU-Ländern sein, dass die Arbeitsämter nicht mehr langwierig prüfen, ob die jeweilige Stelle durch einen deutschen Bewerber besetzt werden könnte. Das Programm solle auf fünf Jahre angelegt werden, die Visa selbst liefen drei, maximal fünf Jahre.