28.02.2000

NEO-ENFOPOL

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Neue Überwachungspläne in der Union

Mehrere hochrangige Beamte aus verschiedenen Abteilungen der EU-Kommission drückten am Rande der Hearings zum Datenschutz ihre Bedenken gegen aktuelle Überwachungs-Tendenzen innerhalb der EU aus.

Eine so genannte Ad-hoc-Expertengruppe ist dabei, unter dem Arbeitstitel "PC-Cybercrime" einen Entwurf für einen internationalen Vertrag auszuarbeiten, der die grenzüberschreitende Bekämpfung digitaler Kriminalität unterstützen soll.

In dieser Gruppe des Europarats, von dem die Inititative ausgeht, sind neben 41 europäischen Staaten unter anderen auch die USA, Kanada und Japan vertreten. Die "PC-CY"-Gruppe steht unter dem Vorsitz von Professor Henrik Kaspersen [Universität Amsterdam], der Vertragsentwurf soll bis Ende 2000 fertig sein.

Permanenter Zugriff auf alle Logfiles

Offen besorgt zeigten sich die EU-Offiziellen über Tendenzen, die besonders von der niederländischen Polizei ausgehen.

In Holland sollen bereits die ersten so genannten "Black Box"-Lösungen implementiert sein, die den Behörden direkten und automatisierten Zugriff auf die gesamten Logfiles von Internet-Providern gewähren.

Damit sei, so lautet die Befürchtung, die Aushöhlung eines fundamentalen Grundsatzes aller westlich-demokratischen Legislativen eingeleitet: dass nämlich die Aufhebung des Briefgeheimnisses oder eine Hausdurchsuchung nur durch Beschluss eines unabhängigen Gerichtes möglich ist.

Black Box als "Lösung"

Die nicht nur in Holland favorisierte "Black Box"- oder "Routing"-Lösung macht diesen zumindest technisch obsolet.

Bis jetzt musste die Polizei beim jeweiligen Provider mit einem Hausdurchsuchungsbefehl erscheinen, mit einer "Black Box"-Lösung bemerkt der Provider im Regelfall nicht mehr, ob aus der Ferne auf Daten zugegriffen wird.