Autokonzerne gründen E-Commerce-Firma
Die drei weltgrößten Automobilkonzerne DaimlerChrysler, Ford und General Motors [GM] wollen ihren Einkauf über ein gemeinsames Internet-Unternehmen abwickeln, das damit auf Anhieb zum weltgrößten E-Commerce-Unternehmen aufsteigt. Renault und der von dem französischen Autokonzern beherrschte japanische Autobauer Nissan schlossen sich dem Projekt vom Start weg an.
Damit werde der größte elektronische Marktplatz der Welt geschaffen, teilte die DaimlerChrysler AG am Freitagabend in Stuttgart mit.
Das neue Internet-Unternehmen soll einen transparenten Weltmarkt für alle Autoteile schaffen. Die Autokonzerne wollen auf diesem Markt möglichst alle Zulieferfirmen und Branchenkonkurrenten vereinen und damit einen Weltstandard schaffen. Preise würden schnell weltweit vergleichbar. Dies hätte auch Folgen für die engen Bindungen mittelständischer Zulieferer an Autohersteller in ihrer Nähe.

An dem neuen E-Commerce-Unternehmen werden DaimlerChrysler, Ford und GM jeweils 25 Prozent halten. Die weiteren 25 Prozent werden ihren Internettechnologie-Partnern angeboten werden. Für DaimlerChrysler ist das dem Vernehmen nach der Walldorfer Weltmarktführer für Unternehmenssoftware SAP.

GM hatte gemeinsam mit CommerceOne für den Internethandel die Firma TradeExchange aufgebaut und sich damit eine Führungsposition gesichert. Ford und sein Partner Oracle waren im November mit der Gründung von AutoXchange nachgezogen.

DaimlerChrysler, die Opel-Konzernmutter GM und Ford rechnen nach eigenen Angaben dank der gemeinsamen E-Commerce-Firma mit Kostensenkungen bis etwa 14.000 ATS je Auto. Marktexperten erwarten daher weiteren Kostendruck und einen noch stärkeren Zwang zur Konzentration auf die mittelständische Zulieferindustrie.
Der Kartellrechtsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Schauerte, warnte am Samstag vor einem möglichen "Super-GAU" für die kleineren Teilelieferanten. Die Bündelung des Einkaufs von Großkonzernen habe Preiskonsequenzen für ihre Lieferanten. Schauerte rief das Bundeskartellamt und die EU-Wettbewerbshüter auf, die geplante "Bündelung der Nachfragemacht gegen Zigtausende mittelständische Zulieferer in Europa" verschärft zu prüfen. Man müsse alles tun, um eine drohende "katastrophale Machtverschiebung zwischen Abnehmern und Zulieferern" zu verhindern.
Die drei großen Autokonzerne wollen ihr gemeinsames Unternehmen bereits im laufenden Quartal gründen. Ein Name wird noch gesucht. Der Vorstand soll paritätisch von GM, Ford und DaimlerChrysler besetzt werden, der Vorstandschef von außen kommen.
Der virtuelle Marktplatz biete für die beteiligten Autohersteller, ihre Zulieferer und Händler die Basis für eine wesentlich schnellere, effizientere und vor allem kostengünstigere Kooperation, sagte ein DaimlerChrysler-Sprecher. Der Stuttgarter Konzern hatte ursprünglich allein im E-Commerce vorangehen wollen. "Der Plan für einen eigenständigen elektronischen Marktplatz ist auf ähnliche Bemühungen der beiden anderen Automobilhersteller Ford und General Motors getroffen", erklärte Daimler-Chef Jürgen Schrempp.