26.02.2000

E-KOMMERZ

Bildquelle: Ford

Autokonzerne gründen E-Commerce-Firma

Die drei weltgrößten Automobilkonzerne DaimlerChrysler, Ford und General Motors [GM] wollen ihren Einkauf über ein gemeinsames Internet-Unternehmen abwickeln, das damit auf Anhieb zum weltgrößten E-Commerce-Unternehmen aufsteigt. Renault und der von dem französischen Autokonzern beherrschte japanische Autobauer Nissan schlossen sich dem Projekt vom Start weg an.

Damit werde der größte elektronische Marktplatz der Welt geschaffen, teilte die DaimlerChrysler AG am Freitagabend in Stuttgart mit.

DaimlerChrysler, die Opel-Konzernmutter GM und Ford rechnen nach eigenen Angaben dank der gemeinsamen E-Commerce-Firma mit Kostensenkungen bis etwa 14.000 ATS je Auto. Marktexperten erwarten daher weiteren Kostendruck und einen noch stärkeren Zwang zur Konzentration auf die mittelständische Zulieferindustrie.

Der Kartellrechtsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Schauerte, warnte am Samstag vor einem möglichen "Super-GAU" für die kleineren Teilelieferanten. Die Bündelung des Einkaufs von Großkonzernen habe Preiskonsequenzen für ihre Lieferanten. Schauerte rief das Bundeskartellamt und die EU-Wettbewerbshüter auf, die geplante "Bündelung der Nachfragemacht gegen Zigtausende mittelständische Zulieferer in Europa" verschärft zu prüfen. Man müsse alles tun, um eine drohende "katastrophale Machtverschiebung zwischen Abnehmern und Zulieferern" zu verhindern.

Die drei großen Autokonzerne wollen ihr gemeinsames Unternehmen bereits im laufenden Quartal gründen. Ein Name wird noch gesucht. Der Vorstand soll paritätisch von GM, Ford und DaimlerChrysler besetzt werden, der Vorstandschef von außen kommen.

Der virtuelle Marktplatz biete für die beteiligten Autohersteller, ihre Zulieferer und Händler die Basis für eine wesentlich schnellere, effizientere und vor allem kostengünstigere Kooperation, sagte ein DaimlerChrysler-Sprecher. Der Stuttgarter Konzern hatte ursprünglich allein im E-Commerce vorangehen wollen. "Der Plan für einen eigenständigen elektronischen Marktplatz ist auf ähnliche Bemühungen der beiden anderen Automobilhersteller Ford und General Motors getroffen", erklärte Daimler-Chef Jürgen Schrempp.