Verabredung zum Selbstmord via Newsgroup
Der über die Newsgroup alt.suicide.holiday verabredete gemeinsame Selbstmord eines Norwegers und einer Österreicherin hat dem Usenet wieder einmal jene Art von Medienaufmerksamkeit beschert, die sich die Benutzer am wenigsten wünschen.
Vom Erfolg des World Wide Web überstrahlt, fristet das Usenet heute eher ein Schattendasein. Wenn es gelegentlich doch ins Zentrum medialer Aufmerksamkeit gerät, dann meist unter negativen Vorzeichen - als Ort, wo Anleitungen zum Kindermißbrauch und Basteln von Bomben kursieren.
Selbstmord über Internet vereinbart
Via Internet hatte ein Norweger Lebensmüde für einen gemeinsamen
Selbstmord gesucht. Auf sein Posting im Usenet meldete sich eine
17-jährige Frau aus Steyr per E-Mail. Am Sonntag wurden die beiden
Leichen gefunden.

Bedingungslose Meinungsfreiheit
Dabei ist das Usenet in erster Linie geprägt vom Wunsch der Community nach einem unzensurierten Forum für ihre weitgehend herrschaftsfreien Diskurse. In keinem Teil des Internet wird die Meinungsfreiheit so hochgehalten wie im selbstorganisierenden Usenet.
Zum Grundkonsens der Usenet-Benutzer gehört die Überzeugung, dass Zensur im Endeffekt mehr Schaden anrichtet als die Inhalte, die es zu unterdrücken gelte.
Das Usenet wird in populären Erklärungen gern als "das schwarze Brett" des Internet bezeichnet. Jeder kann dort seine Nachrichten für alle sichtbar "posten", oder auf die Beiträge anderer User reagieren. In zig-tausenden Newsgroups werden alle erdenklichen Themen diskutiert, von Technologie und Politik bis zu Haustieren, Sexualität in allen Varianten, Strickmustern, Bastelarbeiten und Hobbys aller Art.

Information außer Kontrolle
Der immer wieder auftauchenden Forderung nach einer Kontrolle des Usenet steht auch dessen zugrundeliegende Technologie entgegen. Postings in Newsgroups werden von tausenden, rund um die Welt verteilten News-Servern gespiegelt, die ständig miteinander kommunizieren und Inhalte abgleichen.
Information die einmal ins Usenet gelangt ist lässt sich nicht mehr zurückholen. Das musste im vergangenen Jahr auch die britische Regierung zur Kenntnis nehmen, nachdem ein abtrünniger Spion eine Liste mit den Namen von Agenten des Secret Service in diverse Newsgroups gepostet hatte.

FuZo-Disclaimer
Da das Internet technisch aus Links besteht, stellen Links der FutureZone auf andere Websites grundsätzlich keine Aufforderungen irgendwelcher Art dar, sondern Hinweise auf Quellen und weiterführende Information.