24.02.2000

ARBEIT & HYPE

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Politik und WAP auf der CeBIT 2000

Geräte für den mobilen Internet-Zugang dominieren die gestern in Hannover eröffnete, dreissigste Auflage der Computermesse CeBIT. Wie schon im Herbst auf der Comdex, erregt auch hier alles Aufsehen, was ohne Kabel funktioniert.

WAP-Handys und internetfähige Organizer sind die Renner unter den Exponaten. Den Organizern kommt dabei mehr und mehr die Rolle der mobilen Surfstation für die Brusttasche zu.

Kritiker weisen allerdings auf die kurze Zeitspanne hin, die zur Etablierung von WAP-Anwendungen, die auf WML [Wireless Markup Language] basieren, im Konsumentenmarkt bleibt.

So werden auf der CeBIT bereits die ersten Handy-Prototypen für die GPRS-Technologie [General Packet Radio System] vorgestellt. Die ersten GPRS-Netze sollten ab diesem Sommer in Europa zur Verfügung stehen und 2001 soll flächendeckend UMTS [Universal Mobile Telecommunications System] eingeführt sein.

Mit dem Übergang zu GPRS und danach UMTS wird aber höchstwahrscheinlich auch HTML statt WML in Handys zum Einsatz kommen - und damit die derzeitigen WAP-Geräte inkompatibel

Bluetooth

Symbian präsentiert auf der Messe den Prototypen eines drahtlosen Taschencomputers namens "Quartz", der vor allem für den mobilen Internet-Zugang geeignet ist. Quartz basiert auf Java und kann sich über eine Bluetooth Schnittstelle in Netzwerke einklinken. Bluetooth dient der drahtlosen Vernetzung von [vorwiegend] mobilen Geräten und soll den Kabelsalat in Büros reduzieren. Der Standard wird von Schwergewichten wie IBM, Intel und Nokia propagiert.

Videos am Handheld

Von Microsoft wird ein Windows CE-Gerät erwartet, das über die Fähigkeiten eines Mobiltelefons verfügen soll und Musik sowie Videos abspielen kann.

Kein Fenster, aber immerhin ein Guckloch ins Internet, öffnet sich den Handys durch WAP. Das "Wireless Application Protocol" ist der große Hoffnungsträger der E-Commerce-Anbieter.

Auf der CeBIT stellt Nokia mit den internetfähigen WAP-Handys seine dritte Produktgeneration vor. Die Firma Varetis bietet mit den Telefonverzeichnissen der deutschsprachigen Länder und der USA sogar brauchbare Inhalte für die neuen Geräte an. Linguatec startet zur Messe seinen WAP-basierten Übersetzungsdienst, T-Mobil einen Restaurantführer für Deutschland.

British Telecom und Panasonic haben ein Handy angekündigt mit dem man Musik downloaden, bezahlen und schließlich über die Stereoanlage abspielen kann.

WAP

Das "Wireless Application Protocol" dient zur Übertragung von Inhalten aus dem Internet auf Mobiltelefone. Wie weit sich die Technologie durchsetzen wird, ist trotz des großen Medienechos fraglich. Noch existieren kaum sinnvolle Anwendungen für WAP, Skeptiker meinen, es werde auch nie welche geben.

Auch Linux wird auf der CeBIT nicht zu übersehen sein. Lernout & Hauspie, Spezialist für Sprachtechnologie, will einen auf Linux basierenden sprachgesteuerten PDA vorführen.

Am Stand von SAP soll es eine kostenlose CD-ROM mit der Linux-Version von R/3 geben. Axis wird Bluetooth-Unterstützung für Linux demonstrieren und auf dem Stand von SuSE soll es die neuen Versionen des KDE-Desktops und des KOffice zu sehen geben.

Ein weiterer Trend auf der CeBIT sind "selbstständig" kommunizierende Maschinen, wie zum Beispiel der Screen Fridge, ein Kühlschrank mit Internet-Anschluss, der automatisch Lebensmittel nachbestellt, oder Zigaretten-Automaten, die melden, wenn sie mit Münzen voll sind.

75.000 Arbeitskräfte fehlen dem IT Sektor in Deutschland. Rund 30.000 Ausländer will Schröder nach Informationen der Berliner Zeitung ins Land holen.

Inder und Osteuropäer nach .DE

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder will, die in seiner gestrigen Eröffnungsrede angekündigte, Visa-Initiative für ausländische High-Tech-Spezialisten zügig angehen.

"Wir wollen das nicht auf die lange Bank schieben", sagte Schröder heute am Rande der CeBIT. "Die Bundesregierung trägt das mit", betonte er.

Noch gestern Abend hatte es Berichte gegeben, Bundesarbeitsminister Walter Riester habe Bedenken geäußert. Laut Schröder sollen Einzelheiten des Projekts bald mit der Unternehmerinitiative D21

besprochen werden.

Schröder und der Chef der Deutschen Telekom Ron Sommer, wiesen anlässlich der größten Computermesse der Welt auf die Notwendigkeit hin, eine Spaltung der Gesellschaft in Menschen mit und ohne Internet-Zugang zu verhindern.

IT macht durstig

An die 180.000 Liter Bier werden auf der CeBIT im Schnitt getrunken, dazu 6.300 Flaschen Sekt, 350.000 Tassen Kaffee und 480.000 Flaschen Alkoholfreie Getränke.

Gewohnte Rekorde

Die CeBIT bricht auch im dreissigsten Jahr ihres Bestehens wieder die eigenen Rekorde. Rund 700.000 Besucher, bewacht von 1000 privaten Ordnungskräften und 350 Polizisten werden die Angebote von 7 802 Ausstellern in 26 Hallen in Augenschein nehmen.

20.000 Arbeitskräfte haben die Stände aufgebaut, 1500 Reinigungskräfte müssen das Messegelände in Schuss halten.

Hannover wird, wie jedes Jahr, aus allen Nähten platzen, die Hotels kräftig abkassieren. Manche Unternehmen haben daher heuer ihre Belegschaft auf einem Campingplatz am Stadtrand untergebracht.