23.02.2000

E-KOMMERZ

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Überlebenskampf für junge Internet-Firmen

Viele der derzeit euphorisch bewerteten jungen Internetfirmen werden laut einer Studie der Mercer Management Consulting GmbH nicht überleben. "Im elektronischen Handel wird jetzt die zweite Runde eingeläutet", sagt Florian Stetter, Vizepräsident von Mercer Management Consulting am Rande der CeBIT.

"Die großen traditionellen Konzerne mit ihren gewachsenen Kundenbeziehungen und ihrer Infrastruktur haben dabei die besseren Chancen."

Schon heute sei bei weitem nicht jede Internetfirma an der Börse ein Senkrechtstarter, sagt Stetter. 40 Prozent der Internet-Börsenneulinge in den USA hätten im vergangenen Jahr schlechter abgeschnitten als der Markt. Ähnlich sehe es am Neuen Markt in Deutschland aus, wo ein Drittel der Internetfirmen zu den "Underperformern" zählte. Das ergab eine Mercer-Untersuchung von mehr als 240 Firmen. Viele Geschäftsideen der neuen Firmen hätten keine Zukunft. Stetter: "Wozu brauche ich acht oder neun Auktionshäuser im Internet?"

Europäische Unternehmen bildeten oft einfach erfolgreiche Vorbilder aus den USA ab. So entstünden dann beispielsweise eine Reihe von Online-Buchhandlungen.

Da das Geschäftsmodell aber von jedermann kopierbar sei, müssten die Firmen immense Summen in die Werbung stecken. Die Folge seien immer höhere Verluste.

Kostenlose Internet-Angebote kaum profitabel

Auch Internetfirmen, die kostenlose Informationen abbieten und sich primär mit Werbung finanzieren wollen, werden es nach Einschätzung der Experten schwer haben. Es sei ein Mythos zu glauben, mit Werbung werde im Internet Geld verdient.

Schon heute beziehen die Internetunternehmen der Studie zufolge durchschnittlich nur 20 Prozent ihrer Einnahmen aus Werbung. "Die eigenen Werbeausgaben in klassischen Medien wie Zeitschriften und Fernsehen sind meist höher als die Einnahmen durch Werbung auf den Internetseiten", sagt Stetten. Daher hätten kostenlose Informationsangebote kaum eine Chance, profitabel zu werden.

Zukunft Internet

Dennoch gehört auch nach Einschätzung des Beratungskonzerns Mercer dem Internet die Zukunft. Vor allem Unternehmen, die das traditionelle Geschäft mit den neuen digitalen Möglichkeiten verbinden, hätten eine gute Chance.

So könnten auch Internetunternehmen, eine klassische Infrastruktur aufzubauen - zB indem ein Online-Buchhändler einen realen Buchhändler übernimmt.