23.02.2000

KARTELLPROZESS

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Richter vergleicht Microsoft mit Rockefeller-Imperium

Die interessantesten Aussagen des gestrigen Verhandlungstages im Kartellverfahren gegen Microsoft stammen nicht von den Anwälten der beiden Streitparteien, die ihre Schlussplädoyers ablieferten, sondern von Richter Thomas Penfield Jackson.

Er verglich nämlich die Marktstellung des Software-Herstellers explizit mit der von Rockefellers Standard Oil Company, die 1911 in 30 selbstständige Unternehmen zerschlagen wurde.

Rockefeller kontrollierte am Höhepunkt seiner Macht rund 90 Prozent des amerikanischen Ölmarktes - was in etwa der Marktdurchdringung von Windows entspricht.

Richter ohne Verständnis

Microsoft-Anwalt John Warden verteidigte die Praktiken des Unternehmens mit dem Argument, dass die Copyright-Bestimmungen Microsoft das Recht geben, die Verwendung von Windows durch Computer-Firmen einzuschränken.

Richter Jackson konnte dem nicht folgen. Ihm fehlten sowohl Beweise für Wardens Behauptungen, als auch das grundlegende Verständnis dafür, worauf er mit dieser Verteidigungslinie hinauswolle.

Unzulässige Geschäftspraktiken

Der Anwalt der Regierung David Boies, zitierte in seinen Ausführungen eine Reihe von Entscheidungen des US-Höchstgerichtes, aus denen hervorgehen soll, dass Microsoft die Anti-Trust-Bestimmungen verletzt habe.

Im speziellen bezog er sich auf Microsofts Versuche, den Rivalen Netscape aus dem Markt für Webbrowser zu verdrängen. Er verwies auf Entscheidungen des Höchstgerichtes, denen zufolge Geschäftspraktiken unzulässig sind, die nur darauf abzielen, einen Konkurrenten vom Markt auszuschließen.