High-Tech-Gastarbeiter für Deutschland
Zehntausende von High-Tech-Gastarbeitern sollen nach Aussage der Computerbranche künftig die Nachwuchssorgen in den Unternehmen lösen.
"Wenn wir in Deutschland in den Zukunftsmärkten weiter erfolgreich sein wollen, müssen wir qualifiziertes Personal aus dem Ausland holen", sagt der Vizepräsident des Branchenverbands BITKOM, Willi Berchtold. Deshalb müsse die Bundesregierung reagieren und 30 000 Visa ausstellen.
"Was in den 60er Jahren die Türken und Italiener für die Industriegesellschaft waren, sind heute vor allem osteuropäische IT- Spezialisten für die Informationsgesellschaft", sagt Berchtold. Experten warnen, der akute Arbeitskräftemangel in der Informationstechnologie gefährde das Wachstum der Brache. "Ein Bremsklotz sind die 75 000 fehlenden Spezialisten, die unsere Branche so dringend braucht", sagt Berchthold. Experten schätzen, dass allein in Deutschland in zwei Jahren sogar 250 000 Fachleute fehlen.
Trotz Millionen Arbeitslosen ist der Markt der IT-Spezialisten praktisch leer gefegt. Der Grund dafür sei Anfang der 90er Jahre zu suchen, erklärt Andreas Pestinger von der Unternehmensberatung META Group.
Wegen schlechter Beschäftigungsprognosen hätten sich damals tausende junger Studenten von den Fächern Informatik und E-Technik abgewandt. Diese fehlende Generation von Absolventen werde nun dringend benötigt. Besonders gefragt seien zur Zeit Netzwerkexperten, Java-Programmierer und Medieninformatiker. "Der Kampf nach qualifiziertem Nachwuchs entscheidet über den Erfolg einer jungen Technologiefirma", warnt Berchtold.
Stellenmarkt
Allein die Münchner Siemens AG sucht im IT-Bereich nach Angaben
der Internet Jobbörse worldwidejobs 1 000 Mitarbeiter. Der
DaimlerChrysler-Tochter Debis fehlen 640 Fachkräfte und der deutsche
Softwareriese SAP hat 362 offene Stellen im Internet ausgeschrieben.
Erst im Januar hatte SAP mit dem STAR-Programm versucht, rund 10 000
führende Mitarbeiter durch Aktienanteile im Wert von 100 Millionen
Mark an die Firma zu binden. Insgesamt haben Interessenten auf der
Site worldwidejobs die Wahl unter rund 30.000 Jobs.

Um den derzeitigen Engpass zu überwinden, lassen sich die Personalchefs allerhand einfallen. Bereits pensionierte Kollegen und Vorruheständler werden wieder in die Firma zurück geholt.
Die Gehälter der stark umworbenen Spezialisten explodieren. Selbst sechsstellige Jahresgehälter für Berufsanfänger sind in der Branche keine Seltenheit. Viele Unternehmen setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda: Die Beschäftigten sollen neue Kollegen anwerben und werden im Erfolgsfall mit Prämien belohnt.