Rechner werden unsichtbar
Künftige Computer werden unsichtbar sein. Zumindest wenn es nach den Vorstellungen einiger führender Informatiker geht. Sie sehen die Zukunft der Informationstechnologie geprägt von Winzigrechnern, die in Gürtelschnallen, Schuhabsätzen und Kugelschreibern Platz haben. Sie werden oft als Teil der Kleidung getragen und gehen so selbstverständlich im Alltag auf, dass ihre Existenz gar nicht mehr wahrgenommen wird.
Diesem Phänomen wird unter dem Titel "Invisible Computer" gerade eine Konferenz in New York gewidmet. Was die Teilnehmer dort an Visionen ausbreiten, klingt nach einer verzauberten High-Tech-Märchenwelt, in der Tapeten denken und Wasserspender Monologe rezitieren, oder Flaschen, wenn man sie öffnet den Wetterbericht zum besten geben.
Der Begriff "Invisible Computing" geht zurück auf Donald Norman, Nach Normans Meinung wird die Informations-Technologie gerade durch ihre Allgegenwart unsichtbar. Sie wird eines Tages so selbstverständlich, dass sie im alltäglichen Leben restlos aufgeht.
Interview mit Donald NormanSpezialisten statt Allrounder
Die Flasche, die weiß wie das Wetter wird, gehört zu den Lieblingsideen von Hiroshi Ishii, dem Leiter der Tangible Media Group am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Auf die Idee ist Ishii gekommen, weil er ein Gerät für seine Mutter entwickeln wollte, dass so einfach zu bedienen war wie das Soja-Fläschchen, das sie jeden Tag benutzte.
Bei aller Verschiedenheit in den Ansätzen, sind sich die Anhänger des unsichtbaren Computers in einem Punkt einig: Die heutigen Geräte sind alle zu kompliziert.
Vor allem der PC, der Universalrechner, der alles kann, ist ein Monstrum an Komplexität, das viele User überfordert und trotzdem viele Funktionen nur unzureichend erfüllt. Im Gegensatz dazu zielen die Projekte im Bereich Invisible Computing auf sehr kleine hochspezialisierte Maschinen, die nur eine einzige Sache können, die dafür aber gut.
An Expedition into Invisible ComputingZweckfreie Maschinen
Vielen der in New York vorgestellten Entwicklungen haftet etwas Spielerisches an. Manche Forscher geben die Inspiration durch populäres Spielzeug auch unumwunden zu. Radia Ho etwa, die Roboter aus Toastern und anderen Alltagsgeräten baut. Sie wurde vom Tamagotchi zu ihrer Schöpfung angeregt. Ihr Ziel: Sie möchte mit ihren seltsamen Robotern eines Tages Hamlet inszenieren.
Ironie durchzieht auch die Arbeit von Bill Gaver. Sein "Dream Communicator" kann feststellen, wann jemand die REM-Phase seines Schlafes erreicht und verständigt dann automatisch einen geliebten Menschen, damit dieser versuchen kann, über den Traum zum Schläfer zu sprechen. Ein anderes seiner Projekte ist ein Vogelhaus, das Vögeln beibringt die Lieblingsmelodien der Besitzer zu pfeifen.
