20.02.2000

GESUCHT

Bildquelle: nintendo

IT-Arbeitsplätze ohne IT-Arbeiter

Als AOL-Europe-Chef Andreas Schmidt vor zwei Wochen von der Deutschen Telekom eine Flatrate forderte, argumentierte er mit einer Studie, die durch eine Flatrate in Deutschalnd kurzfristig bis zu 400.000 neue Arbeitsplätze "rund um das Internet" voraussagt.

Die Forderung wurde inzwischen zwar teilweise erfüllt, aber auch wenn die Studie des Europäischen Instituts für internationale Wirtschaftsbeziehungen [EIIW] zutrifft, so ist doch fraglich, ob die neuen Arbeitsplätze auch alle belegt werden könnten.

Qualifizierte IT-Arbeiter sind in sämtlichen Industrieländern nämlich jetzt schon heftig gesucht und insbesondere Start-Ups klagen über die restriktiven Zuwanderungsregelungen, die es nicht erlauben, dass dringend benötigtes Personal auch aus China, Indien oder Russland eingestellt werden kann.

Im amerikanischen Senat zeichnet sich derzeit eine Mehrheit zur Erhöhung der H1-B-Visa ab, die qualifizierten Arbeitnehmern ein temporäres, an einen Arbeitsplatz gebundenes Aufenthaltsrecht in den USA gewähren.

1998 war die jährliche Quote der H1-B-Visa von 65.000 auf 115.000 erhöht worden, durch den neuen Vorstoß des Senats und den laufenden Wahlkampf, in dem insbesondere Al Gore um die Unterstützung der IT-Industrie kämpft, stehen die Chancen für eine Aufstockung auf 195.000 jährliche Bewilligungen sehr gut.

Die Situation in Europa ist noch angespannter, da hier nicht einmal Quoten für qualifizierte Fachkräfte existieren.

Deutschland dürfte für die europäische Vorgehensweise typisch sein: Trotzdem bestimmte hochqualifizierte Kräfte nicht vorhanden sind, verweisen die Arbeitsämter auf die zahlreichen registrierten, arbeitslosen deutschen "Fachkräfte" - unter diesen findet sich aber trotz sehr gut dotierter Ausschreibungen oft kein passendes Personal.

Besonders prekär ist die Situation für Start-Ups, die weder über die Zeit noch den Einfluss verfügen, trotzdem die Bewilligung zu erhalten Fachleute aus Nicht-EU-Staaten einzustellen.

Große, multinational operierende Unternehmen haben es durch die Möglichkeit Personal zwischen ihren internationalen Filialen auszutauschen sehr viel einfacher.

Hilfe unerwünscht

Zahlreiche deutsche Start-Ups und mittelständische Unternehmen aus der IT-Branche sind deshalb inzwischen dazu übergegangen, Abteilungen in Länder mit liberaleren Bestimmungen auszulagern [Unter denen Kanada von der Situation derzeit am meisten profitiert]. Das Wall Street Journal titelte dementsprechend unlängst: "Hilfe unerwünscht - German is hungry for skilled foreigners, but shuts them out."