04.02.2000

113,2-MRD-KLAGE

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AOL 5.0 im Kreuzfeuer

In den USA haben verärgerte AOL-Kunden eine Sammelklage in Höhe von rund acht Milliarden Euro [113,2 Mrd. ATS] gegen den Online-Riesen eingereicht. Sie argumentieren, dass die neue Software-Version AOL 5.0 tief in das Computersystem eingreife und andere auf dem Rechner installierte Internetdienste und Programme behindere bzw. zerstöre.

Der Sprecher von America Online Inc., Rich D'Amato, wies die Anschuldigungen als haltlos zurück. Die neue Version biete eine stabilere Internetverbindung und zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten. Seit der Einführung der 5.0er-Version sei die Zahl der Anrufe in den technischen Servicecentern von AOL um 20 Prozent zurückgegangen.

Die Kläger behaupten dagegen, die neue Software könne zu erheblichen Rechnerproblemen führen. Mehrere Benutzer beklagten, dass die Software andere Programme auf ihren Rechnern störe und es zu massiven Systemfehlern gekommen sei. So würden neben der Internet-Zugangssoftware von AOL-Konkurrenten andere E-Mail-Programme sowie die Finanz-Software Quicken behindert.

Nach Angaben der Kläger haben in den USA etwa acht Millionen Kunden die neue Software geladen. Für jeden dieser Kunden fordern die Kläger nun 1.029 Euro [14.159 ATS].

Jetzt hat auch der Verband der deutschen Internet-Wirtschaft, Electronic Commerce Forum, vor der Internetzugangs-Software AOL 5.0 gewarnt. Bei der Installation der Version 5.0 könnte das Programm bereits vorhandene Netzwerk- und Internetprogramme außer Gefecht setzen, teilte der Verband mit.

Die dem Verband angeschlossenen ISP-Firmen berichteten den Angaben zufolge von einer Anrufflut von Verbrauchern, die auf Grund von AOL 5.0 bereits mit Computerproblemen kämpften. In vielen Fällen seien die gesamten Netzwerk-Funktionen von Windows zerstört worden, erklärte ein Sprecher des Verbandes. Die Wiederherstellung sei für Computer-Laien unmöglich.

Der Sprecher von AOL Europe, Frank Sarfeld, wollte zu dem Rechtsstreit in den USA nicht Stellung nehmen, da dies allein den AOL-Europe-Gesellschafter Amercia Online Inc. in den USA betreffe.

Besonders massive Probleme ergeben sich bei einer Parallel-Installation der T-Online- und der AOL-Software. "Hier kann man den Fehler jedoch genauso bei dem T-Online- wie bei dem AOL-Programm suchen", sagte AOL-Sprecher Alexander Adler.