Internet ersetzt PC-Händler
Vor allem im boomenden Business-to-Business-Geschäft, in dem noch knapper kalkuliert werden muss als im Konsumenten-Handel, setzen nach und nach alle großen PC-Händler auf den Direktvertrieb über das Netz.
Compaq-Chef Michael Capellas hat gestern bei der Vorstellung seiner ehrgeizigen Umsatzprognosen für dieses Jahr verkündet, zukünftig im PC-Handel energisch den Verkaufsanteil im Direktvertrieb zu steigern.
Die Ankündigung ist vor dem Hintergrund der Verkaufszahlen des letzten Jahres, in dem Erzrivale Dell in den USA erstmals einen höheren Umsatz erzielte, zu verstehen. Compaqs Gewinnraten sollen sich im nächsten Jahr "verdoppeln, wenn nicht verdreifachen". Dazu soll auch der bereits beschlossene Abbau von 4.000 Arbeitskräften beitragen.
Capellas begründete seinen Optimismus neben der Direktvermarktungs-Strategie, die eine zehnprozentige Preisreduzierung bei steigenden Gewinnen bewirke, auch mit der Einführung von Microsofts Windows 2000.
Compaq sei am besten positioniert, um "von der Einführung des Betriebssystems profitieren zu können".
Compaq steht auch deshalb unter Druck, weil Dell mit Nachdruck international die gleiche Stellung erlangen will wie in den USA. Der gerade angetretene Dell-Chef in Österreich, Farhad Bonyadi, hat sich das Ziel gesetzt, in den nächsten drei Jahren mit dem Dell-Business-Modell "Be Direct" die Nummer eins auf dem heimischen Computermarkt zu werden.
Auch IBM, Hewelett Packard und Sony setzen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf die Direktvermarktung.
Hewlett Packard ist dabei, den Handel in Asien mit einem eigenen, neuen Onlinen-Store deutlich und dauerhaft zu unterbieten, und Sony ist bei der Ankündigung des eigenen Online-Stores verbal direkt auf Konfrontationskurs mit seinen bisherigen Zwischenhändlern gegangen.
IBM verkauft seit dem ersten Januar in den USA keine PCs mehr über den Handel und stattdessen ausschließlich über das Internet.
Apple denkt genauso, aber anders
Auch Apples offizielle Richtlinien sehen die Erhöhung des eigenen Anteils am Verkaufsgewinn vor, bei gleichzeitig sinkenden Endverbraucher-Preisen.
Dieses Ziel soll neben der Forcierung des eigenen Online-Stores über die Kontrolle und möglichst enge Bindung einiger Vertragshändler erreicht werden.
Dazu sollen offensichtlich einige Händler zu Franchise-Nehmern ["Apple-Centers"], andere abgebaut werden. Diese Politik bringt der Firma andauerde Monopol- und Erpressungsvorwürfe ein [zuletzt in Japan und Kanada].