Hollywood geht online
Das Internet ist für das große Filmbusiness zwar immer noch eine Nische, aber spätestens seit dem "Blair Witch Project" hat das Hollywood-Establishment begonnen, das Netz ernst zu nehmen. Und langsam resultieren daraus auch wirklich eigenständige Formate und Projekte.
Wenn bisher eher Zweitverwertungen und PR im Netz betrieben wurden, geht der Trend jetzt in andere Richtung: Content, der im Internet erfolgreich ist, kommt später in die Kinos.
Diese Entwicklung hat die Skepsis gegenüber dem Netz als Medium für Filmpiraten aber nicht abgelöst, sie läuft paralell.
Seit dem letzten Herbst produziert Warner Bros. "The God & Devil Show", die nur im Netz zu sehen ist. Bei der Show interviewen Gott und der Teufel Leute wie John Wayne. Steven Spielbergs Dreamworks SKG hat gemeinsam mit Imagine Entertainment die Internet-Unterhaltungsfirma Pop.com gegründet.

In diesem Jahr wird eine Reihe zunächst reiner Netz-Produktionen starten.
Shockwave hat eine Kooperation mit Tim Burton angekündigt, der Macher von "Batman Returns" wird auf den Firmensites eigenständige Comics präsentieren. Sollten diese im Netz erfolgreich sein, können sie danach für das Kino adaptiert werden.
Robin Williams wird für Audible eine wöchentliche Comedy-Show produzieren, und Seinfeld-Co-Autor Larry David wird unter anderen exklusiv für das Start-up Icebox Trickfilme schaffen.

Icebox-Chef- Steve Stanford [ein ehemaliger Filmagent]: "Die Netzfilmfirmen haben den Standpunkt, besseren Netz-Content als den derzeitigen anbieten zu können. Das Medium hat den Punkt ereicht, an dem es nicht mehr nur auf die Technik, sondern immer mehr auf die Inhalte ankommt."
Manager wie Rob Burgess, Macromedia- und Shockwave-Chef, werden nach eigenen Aussagen heftig vom Hollywood-Establishment umworben: "Ein Hollywood-Manager sagte zu mir, dass bisher die Filmleute die überbezahlten, unausstehlichen Schlüsselfiguren waren, jetzt seien es Leute wie ich."
