Mannesmann mit AOL gegen Vodafone
Im Abwehrkampf gegen das feindliche Übernahmeangebot von Vodafone setzt Mannesmann-Chef Klaus Esser nun auf eine Beteiligung an AOL Europe.
Wie mehrere Zeitungen am Freitag berichteten, verhandelt Esser derzeit mit dem Medienkonzern Bertelsmann, der 50 Prozent an AOL Europe hält, über einen Anteils-Verkauf. Nach Berichten aus Frankreich ist aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem französischen Mischkonzern Vivendi noch nicht vom Tisch.
"Verhandeln schon länger"
Ein Sprecher der Mannesmann-Gruppe bestätigte die Verhandlungen am Freitagabend in Düsseldorf. Der Konzern könne indes "noch keine Aussage dazu machen, ob und wann die Verhandlungen zu einem Abschluss kommen".
Konzernsprecher Manfred Söhnlein sagte, die Gespräche dauerten bereits seit längerem an. "Wir haben das Wachstumspotenzial im Internet nicht erst erfunden, als Vodafone seine Übernahme angekündigt hat", fügte Söhnlein hinzu.
7,5 Milliarden Euro
Das "Handelsblatt" berichtete, Mannesmann könne für 7,5 Milliarden Euro ein Drittel an AOL Europe übernehmen. Auch über die Übernahme der gesamten 50 Prozent von Bertelsmann werde gesprochen. AOL Europe ist ein Joint Venture von Bertelsmann und dem AOL-Mutterkonzern in den USA.
Wahrscheinlichkeit des Gelingens "sehr hoch"
Laut "Süddeutscher Zeitung" wird aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Transaktion gelingt, als "sehr hoch" eingeschätzt.
Mit einem Einstieg bei AOL Europe könnte Mannesmann Zugang zum US-Markt bekommen und über den AOL-Fusionspartner Time Warner Inhalte für die eigenen E-Commerce-Aktivitäten erhalten.
Damit würde Esser Vodafone-Chef Chris Gent den Wind aus den Segeln nehmen, der zurzeit bei jeder Gelegenheit auf die strategische Schwäche von Mannesmann in diesem Bereich verweist.
Warum Mannesmann noch zögert
Mannesmann-Chef Esser zögert den Berichten zufolge allerdings derzeit noch, den Schritt zu wagen. Laut "Handelsblatt" fürchtet er Probleme mit dem deutschen Übernahmekodex, gegen dessen Bestimmungen ein Einstieg bei AOL Europe möglicherweise verstoßen könnte. Der Kodex ist allerdings unverbindlich.
"La Tribune" berichtete unterdessen, Vivendi und Mannesmann planten, eine gemeinsame Holding zu gründen, die zu 60 Prozent von dem deutschen Konzern gehalten werden solle.
Diesen Plan wolle Vivendi-Chef Jean-Marie Messier noch am Freitag dem Verwaltungsrat vorlegen. Beide Unternehmen sind bereits Partner bei der Mobilfunkfirma Cegetel.
Der britisch-amerikanische Telefonkonzern Vodafone will Mannesmann per Aktientausch übernehmen und hat den Aktionären des Düsseldorfer Konzerns dafür eine Frist bis zum 7. Februar gesetzt, die möglicherweise verlängert werden kann.
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