Industrie-Anwälte publizieren DeCSS-Code
Die Anwälte der "Motion Pictures Association of America" [MPAA] haben versehentlich den Kopierschutz-Crack DeCSS einer ungebremsten und legalen weiteren Verbreitung zugeführt.
Sie verschickten eine detaillierte DeCSS-Beschreibung sowie den Source-Code als Anhang der Anklageschrift unter anderem an alle Angeklagten im laufenden Prozess.
Da es nicht untersagt ist, die Anklageschrift komplett zu veröffentlichen oder weiterzugeben, ist DeCSS damit praktisch legal zugänglich.
Kulturindustrie aufgeschreckt
Die Entdeckung, dass der DVD-Kopierschutz CSS eine nach heutigen Maßstäben lächerlich schwache Verschlüsselung aufweist, und die Verbreitung des dazugehörigen Knackprogramms DeCSS haben die Film- und Mediengiganten aufgeschreckt.
Nach zwei Prozessen, in denen einer Klage auf einstweilige Verfügung gegen mehrere US-Sites vorerst stattgegeben wurde, wenden sich die Anwälte der MPAA nunmehr Europa zu.
Neben der zeitweiligen Verhaftung eines 16-jährigen Norwegers werden auch in Österreich Provider unter Druck gesetzt.
Die Wiener Firma Netsphere IT erhielt ein Schreiben der MPAA-Anwälte Sargoy, Stein, Rosen & Shapiro, das in barschem Ton dazu aufforderte, die Website eines

MPAA-Anwälte gegen Hyperlinks
Die inkriminierten Seiten würden Hyperlinks zu 38 anderen Sites weltweit bieten, die den Source Code von CSS samt Beschreibung des Algorithmus sowie das Knackprogramm DeCSS zur Verfügung stellen.
Dies stelle eine "Verletzung des Exklusivrechts auf Kopien" der Eigentümer dar. Des Weiteren werde ein Programm angeboten, das in erster Linie dazu gedacht sei, "technische Schutzmaßnahmen zu umgehen".
Der Provider solle tunlichst Namen und Daten des Kunden an das Anwaltsbüro übermitteln.
"Vollig rechtskonform"
Der mit der Angelegenheit betraute Anwalt Michael Pilz sagt, dass der Provider "völlig rechtskonform" handle, die Seiten weiterhin zu hosten, da ein derartiger Tatbestand in Österreich nicht strafbar sei.
"US-Gerichte nehmen für sich in Anspruch, Verhaltensmaßnahmen außerhalb der US-Gerichtsbarkeit zu erzwingen", sagt Pilz. "Die angesprochenen Divergenzen werden so lange bestehen bleiben, bis es eine weltweit einheitliche Regelung zum Thema Coypright und Internet beztiehungsweise neue Medien gibt."
Während die Filmindustrie und das DVD-Konsortium vom Diebstahl geistigen Eigentums spechen, liegt der Fall längst nicht so klar. Auch nach dem amerikanischen "Digital Copyright Millennium Act" ist so genanntes "reverse engineering" legal, wenn es zum Zweck der Interoperabilität von Software-Systemen geschieht. Zum Zweiten ist DeCSS nicht die einzige Möglichkeit, DVDs zu kopieren, und überdies ist es unter den meisten europäischen Judikaturen ausdrücklich erlaubt, legal erworbene Inhalte auf CD, Video, Platten, Musikkassetten zum persönlichen Gebrauch zu kopieren.
Norwegen
In Norwegen wurde der erst 16-jährige Jon Johansen am Dienstag verhaftet und nach mehreren Stunden wieder freigelassen.
Johansen, der laut [widersprüchlichen] Quellen das Crack-Programm geschrieben haben soll, wurde mehrere Stunden verhört und danach wegen Copyright-Verletzungen und unauthorisierter Manipulation fremder Daten angeklagt. Dafür könnte er zu einer mehrjährigen Strafe verurteilt werden.
Seine Computer und anscheinend auch die seines Vaters wurden als Beweise beschlagnahmt.
Aktuelle Informationen sowie eine Petition zur Unterstütung Jon Johansens finden sich auf den Sites der
