Die harte Arbeit, ein wenig Gehirn zu simulieren

Ö1
05.03.2010

"Matrix" über das "Blue Brain Project"

Bei der Diskussion der Frage, ob es möglich sei, das Gehirn eines Säugetiers nachzubauen, gehen häufig die Emotionen hoch. Für die einen ist es schlicht Humbug, für die anderen Marketing, aber für eine Handvoll Wissenschaftler die Herausforderung und der Traum ihres Lebens. Versprechungen, dass sich das menschliche Gehirn entschlüsseln und nachbauen ließe, gab es schon viele. Dafür muss man nicht unbedingt auf Mary Shelley und ihr Buch "Frankenstein" zurückgreifen, das Anfang des 19. Jahrhunderts erschien. Auch in den 1970ern berichteten die Medien über die Segnungen der künstlichen Intelligenz: "Ende 1980 werden die Roboter intelligenter sein als der Mensch." 2006 meinte Ray Kurzweil, eine schillernde Figur dieses Fachs, 2013 werde es möglich sein, das menschliche Gehirn zu simulieren - um den Preis von 1.000 US-Dollar. Eine Okkasion also.

Hirnforscher und Computerwissenschaftler, die heute in den Labors weltweit antreten, um Teile dieser Visionen umzusetzen, sprechen hingegen von hohen Investitionskosten und davon, dass die Supercomputer von heute viel zu wenig Rechenleistung aufwiesen, um derartige Pläne in die Realität umsetzen zu können. Man hofft auf die Zukunft - und Henry Markram auf 2018. Dann will er in seinem Labor in Lausanne ein 3-D-Modell des menschlichen Gehirns zeigen können. Sein Projekt, an dem er seit den 1990er-Jahren arbeitet, nennt er "Blue Brain". "Blue" habe dabei nichts mit IBM zu tun, jenem Unternehmen, auf dessen Supercomputer er für seine Berechnungen zurückgreift und dem einst der Spitzname "Big Blue" verpasst wurde.

Am Sonntag in "matrix"

Sie hören diese Beiträge am Sonntag um 22.30 Uhr im Ö1-Netzkulturmagazin "matrix".

Finger statt Maus und Tastatur

"Der Boom der Touchscreens": So betitelte das Magazin "Focus" seine Geschichte über die CeBit - und zwar im vorigen Jahr. Mittlerweile sind die Touchscreens wirklich da, nicht nur auf den Messen, sondern auch in den Geschäften. Kaum ein Handyhersteller, der kein Mobiltelefon mit Touchscreen anbietet. Was Apple mit seinem iPhone vorgelegt hat, wird nun fleißig nachgemacht. Ist die Welt der Mobilkommunikation aber durch diese Flut an berührungsempfindlichen Oberflächen besser geworden? Dass es Menschen unter 40 gibt, die sich von ihren Tastaturen nicht lösen können, stimmt Eva Schmidhuber nachdenklich. Sind Touchscreens vielleicht gar ein Irrweg der Evolution?

(matrix)