© ORF.at/Roland Winkler, Ein Fernseher, auf dem eine Olympia-Übertragung läuft; danaeben ein weiteres Fernsehgerät mit schwarzem Bildschirm.

Olympia: In den USA nur für Kabelkunden

Restricted Area
21.02.2010

Beim US-Fernsehsender NBC dürfen nur zahlende Kunden eines TV-Zugangsanbieters im Netz Livestreams der Olympischen Spiele anschauen. Die US-Fernsehbranche nennt derartige Zugangsbeschränkungen "TV Everywhere" und will damit in Zukunft den Zugriff auf zahlreiche Online-Angebote kontrollieren.

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Wer in diesen Tagen von den USA aus auf die Olympia-Website von NBC zugreifen will, sollte die Rechnung für seinen Kabelanschluss griffbereit haben. Livevideostreams von den Olympischen Spielen gibt es auf NBCOlympics.com nur für zahlende Kunden eines Kabel-, Satelliten- oder IPTV-Anbieters. Wer sich nicht mit Kundennummer und Zugangskennung authentifizieren kann, muss draußen bleiben.

NBC möchte mit dieser Maßnahme verhindern, dass Verbraucher ihren Kabelanschluss kündigen, um sich nur noch umsonst online zu bedienen. Diese Furcht ist nicht ganz unbegründet: Das Online-Videoportal Hulu.com, an dem NBC mit 37 Prozent beteiligt ist, bietet von den "Simpsons" bis zu "Dr. House", "Heroes" und "Lost" zahllose erfolgreiche US-Fernsehserien zum kostenlosen Abruf an. Hulu finanziert sich über Werbung, und die Fernsehbranche ist stolz auf den Erfolg der Site, die mittlerweile mehr als eine Milliarde Videoabrufe pro Monat verzeichnet.

Gleichzeitig will man jedoch auch nicht auf die lukrativen Einnahmane aus dem Kabelgeschäft verzichten. Sport und andere Liveevents spielen dabei eine große Rolle. Für viele US-Amerikaner sind die sonntäglichen Football-Spiele und Events wie Olympia ein guter Grund, weiter pro Monat 70 bis 100 Dollar für Kabelfernsehen auszugeben.

Premiuminhalte nur für zahlende Kunden

Die Branche will deshalb bald flächendeckend Beschränkungen nach dem Vorbild der Olympia-Website von NBC einführen. Der Kabelnetzbetreiber Comcast startete bereits im Dezember eine Videoplattform namens Xfinity, die nur zahlenden Kunden offen steht. Und das Premium-Kabelnetzwerk HBO gab diese Woche den Startschuss für sein HBO-Go-Angebot, das ebenfalls eine Autorisierung über den jeweiligen Pay-TV-Betreiber verlangt.

Das Prinzip solcher Premiumplattformen, die nur zahlenden Kunden offen stehen, ist in der Branche auch als "TV Everywhere" bekannt. Die Idee: Wer sowieso schon für seinen Fernsehzugang bezahlt, soll übers Internet von überall aus Zugriff auf diese Inhalte haben. Nichtzahler müssen dagegen draußen bleiben.

Kritik von Verbrauchern und Politik

Die Idee des zugangsbeschränkten Online-Fernsehens kommt nicht überall gut an. Sportfans lamentieren derzeit in zahllosen Online-Foren über die Beschränkungen von NBC. Der Umstand, dass die Autorisierung nicht immer funktioniert, macht das Modell auch nicht beliebter.

Aufmerksam verfolgt wird "TV Everywhere" derzeit auch von der Politik. Manch ein Politiker befürchtet, dass Fernsehsender und Kabelnetzbetreiber online eine marktbeherrschende Stellung ausüben könnten, um ihre Geschäftsmodelle zu bewahren.

So meinte der Vorsitzende des US-Kongressausschusses für Kommunikation, Technologie und das Internet, Rick Boucher, kürzlich: "Neue Online-Videoplattformen und -modelle wie 'TV Everywhere' könnten die Weichen dafür stellen, wie alle Kunden in Zukunft auf Fernsehinhalte zugreifen werden. Wir sollten uns fragen, wie Comcast als größter Kabelanbieter mit seinen Kunden und seinen Konkurrenten umgehen wird, wenn dieser Prozess voranschreitet."

(matrix/Janko Röttgers)