Polizei: Schuhsohlenvergleich per Computer

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29.01.2010

Neues Werkzeug für Ermittler

Die Polizei hat ein neues Ermittlungswerkzeug: den automatischen Schuhsohlenvergleich per Computer. Bisher musste der Vergleich dieser Spuren händisch durchgeführt werden. Das neue System ist seit heuer in allen Bundesländern verfügbar. Darüber berichtete das Magazin des Innenministeriums "Öffentliche Sicherheit" in seiner jüngsten Ausgabe.

Schuhspuren sind demnach für eine erste Abklärung an einem Tatort sehr effektiv. Denn dorthin muss jeder Straftäter zumindest auf den letzten Metern zu Fuß gehen. Die Muster der Schuhsohlen sind mannigfaltig, bleiben über einige Zeit unverändert und sind rasch auswertbar. Zudem hindert der hohe "Arbeitsdruck" die Kriminellen daran, für jeden Tatort andere Schuhe zu tragen.

Oft ergeben sich auch bei der Aufarbeitung der einzelnen Tatorte aus der Kombination von Schuhabdrücken, Material- und Werkzeugspuren, Fingerabdrücken sowie DNA-Spuren Erkenntnisse, die es erlauben, Lücken in den Beweismitteln zu schließen und verschiedene Straftaten einer Serie zuzuordnen.

Sammlung auf Papier

Doch bisher wurden sichergestellte Sohlenabdrücke nur auf Papier festgehalten und gesammelt. Der zuständige Sachbearbeiter musste ein gutes Auge und Gedächtnis für alle Formen haben, um damit zur Klärung von Straftaten beitragen zu können. Das wurde durch die steigende Zahl von Schuhabdrücken immer schwieriger. Später gab es ein erstes Computerprogramm, das aber zahlreiche "Kinderkrankheiten" aufgewiesen haben soll.

Jetzt kommt ein von einem Kriminaltechniker und einer Software-Firma in Tirol entwickeltes Computerprogramm "Schuhvergleichs-Technologie" (SchuVT) zum Einsatz. Die auf Folien sichergestellten Abdrücke werden über eine Kamera in das System importiert, auch per E-Mail übermittelte Fotos können eingespeist werden. Anschließend erfolgt im Polizeirechner eine Klassifizierung nach 15 Gruppen, die bis zu acht Untergruppen aufweisen, und das Abspeichern zusammen mit den Daten der Tat.

Auf leisen Sohlen

Zusätzlich werden die Sohlen bekannter Täter im Computer abgelegt. Jeder neu eingespeicherte Abdruck wird mit den bereits vorhandenen verglichen. Die dabei festgestellten Übereinstimmungen werden automatisch ausgeworfen und dann vom Sachbearbeiter noch einmal "händisch" überprüft.

In Tirol ist es damit gelungen, mehrere Einbruchserien zusammenzuführen. In einem Fall gelang es, durch die Kombination von Schuhsohlenabdrücken und Werkzeugspuren insgesamt 47 Straftaten einer Tätergruppe zuzuordnen, was auch in eine Verurteilung mündete. In einem anderen Fall wurde eine in Verdacht geratene Person entlastet, weil das System festgestellt hatte, dass es zwar zwischen ihren Schuhsohlen und einer Spur am Tatort gewisse Ähnlichkeiten, aber doch geringfügige Unterschiede gab. Sie wäre sonst in Untersuchungshaft genommen worden. Auch in Oberösterreich berichten die Kriminalisten von zahlreichen Erfolgen durch Vergleiche von Schuhabdrücken.

(APA)