Patente gefährden WAP-Entwicklung
Der bisher als "offen" klassifizierte WAP-Standard [Wireless Application Protocol] ist offensichtlich derzeit in Gefahr, zu einem "geschlossenen" Industriestandard zu werden.
WAP benutzt eine Anzahl von patentgeschützten Technologien, deren Eigentümer aber bisher keine Lizenzgebühren geltend gemacht haben. Die Firma Geoworks ist jetzt dabei, genau dieses zu tun. Dabei geht es um eine User-Interface-Technologie, die in den WAP-Standard integriert ist.
Potenziell sind fast alle WAP-Anwendungen von den Geoworks-Lizenzgebühren betroffen, von Endgeräten über Server bis hin zu Browsern.

Geoworks will für die Verwendung der, mit dem US-Patent Nr. 5.327.529 geschützten, Technik 20.000 Dollar Grund-Lizenzgebühren und weitere umsatzabhängigen Zahlungen.
Dabei können Unternehmen mit weniger als einer Millionen Dollar sich eventuell von der Grundgebühr befreien lassen.
Wie die Geoworks-Ankündigung hinter den Kulissen des WAP-Konsortiums diskutiert wird und ob weitere Firmen Lizenzgebühren geltend machen werden, ist momentan unklar.

Grund für den Geoworks-Vorstoß dürfte die finanziell prekäre Lage der Firma sein, die allein im letzten Quartal einen Verlust von 994.000 Dollar erwirtschaftete.
Es liegt jedoch auf der Hand, dass Lizenzgebühren viele Entwickler abschrecken werden und so den Fortschritt und die Durchsetzung des Standards massiv behindern. Dies wäre aber bei der geringen Zeitspanne, die WAP wahrscheinlich hat, bevor andere, leistungsfähigere Standards auf den Markt drängen, eine Katastrophe.
Kritiker führen ins Feld, dass das Internet mit HTML-Lizenzgebühren niemals seine schnelle und flexible Entwicklung erfahren hätte.