Hollywood-Diva und Multiplexing-Erfinderin
Sie war "die schönste Frau der Welt", spielte die erste Nacktszene der Filmgeschichte und erfand eine Funkfernsteuerung für Torpedos.
Was damals den Alliierten im atlantischen U-Bootkrieg helfen sollte, ist heute grundlegender Bestandteil militärischer und ziviler Kommunikation: Multiplexing.
Ende der 20er Jahre wurde in Wien Hedy Kiesler, Tochter einer Bankiersfamilie, von Max Reinhardt für das Theater entdeckt. Sie machte schnell in ersten Filmrollen an der Seite von Hans Moser und Heinz Rühmann auf sich aufmerksam und erlangte durch die deutsch-tschechische Produktion "Ekstase" von 1933 weltweite Berühmtheit. Sie war mit Fritz Mandl, dem Chef der Hirtenberger Patronenfabrik, damals eine der weltgrößten Rüstungsfirmen, verheiratet, wodurch sie Einblick in Militärtechnologie bekam. Sie verließ Mandl allerdings für ihre Karriere in Hollywood.

Von 1940 bis 42 entwickelte Hedy Lamarr zusammen mit dem Avantgarde-Komponisten George Antheil ein System zur verschlüsselten Funk-Steuerung von Torpedos.
Unmittelbar nach der Bewilligung des Patents im August 1942 überließen Lamarr und Antheil ihr "Secret Communication System" - später "Frequency Hopping" genannt - der amerikanischen Armee zur Nutzung.
"Frequency Hopping" kam noch während des Zweiten Weltkrieges, in größerem Umfang erstmals während der Kuba-Krise, zum militärischen Einsatz. Seit einiger Zeit bildet diese Technologie, zu "Multiplexing" weiterentwickelt, die Grundlage für das militärische Satellitenabwehrsystem der Vereinigten Staaten [Milstar]. Nach der Freigabe der Technik durch das Militär ist Multiplexing eine grundlegende Funktion in der gesamten Telefontechnik.
Hedy Lamarr konnte keinen finanziellen Vorteil mehr aus dem seit langem ausgelaufenen Patent ziehen und lebte nach einem unrühmlichen Ende ihrer Karriere völlig abgeschottet von der Öffentlichkeit in der Nähe von Orlando.
Vor zwei Jahren bekam sie wenigstens die verdienten Credits - den "Pioneer Award" der Electronic Frontier Foundation, eine große Forbes-Story und weitere Auszeichnungen. Zu den Preisverleihungen schickte sie ihren Sohn Anthony, der passenderweise in Los Angeles ein Geschäft für Mobiltelefone betreibt.