Kampf um Internet-Filmrechte eröffnet
Der AOL-Warner-Merger regt offenbar nicht nur die Fantasie der Anleger an, die von weiteren Übernahmen von Contentanbietern durch Internetunternehmen ausgehen, auch die Erwartungen an die Filmdistribution über das Netz scheinen keine Grenzen mehr zu kennen.
Die prinzipielle technische Machbarkeit und die Aussicht, auf diesem Sektor viel Geld verdienen zu können [Sämtliche Filmrechte müssen neu ausgehandelt werden], scheint alle Bandbreitenprobleme zu verdrängen: "In fünf Jahren wird es keine Videodistribution mehr geben, weil man sich die Filme aus dem Internet herunterladen kann", meint Stefanie Fringuelli, Medienanalystin bei der WestLB.
In den Video- oder Fernsehverwertungs-Lizenzen sind in der Regel die Rechte an der Distribution über das Netz nicht enthalten. In Deutschland gelten unter anderen EM.TV, Constantin Film, Senator Film, Splendid Medien oder die Kinowelt Medien wegen ihrer Copyrights als potenzielle Übernahmekandidaten für Onlinefirmen.
Der Münchener Filmproduzent TV-Loonland macht für sich geltend, im deutschsprachigen Raum Pionier auf dem Gebiet der Filmrechte für das Netz zu sein, das Unternehmen konzentriert sich dabei auf Zeichentrickserien.
Bandbreite ist auch für TV-Loonland offensichtlich kein Problem: "Wir haben hier zusammen mit einem Kooperationspartner eine technische Lösung gefunden", sagte ein Sprecher, der dazu keine weiteren Details nennen wollte.
TV-Loonlands Site "www.tvloonland.de" ist derzeit noch im Aufbau.
Jenseits der technischen Machbarkeit wird insbesondere die Preisentwicklung für filmtaugliche Bandbreiten angesichts offenbar glänzender Gewinnaussichten unterschätzt. Aber genau das dürfte noch lange dafür sorgen, dass die Übertragungskapazitäten privater Nutzer relativ begrenzt bleiben.
Und wenn die privaten Haushalte fächendeckend [Voraussetzung für attraktive Filmgeschäfte] mit entsprechenden Bandbreiten versorgt sein werden, dürfte sich auch das terrestrische, digitale Fernsehen [mit 25 Kanälen] in Europa durchgesetzt haben.
Ob dann der Vertriebsweg über das Internet noch attraktiv ist, bleibt abzuwarten, insbesondere in der Kombination von digitalem, terrestrischem Fernsehen und intelligenten Settop-Boxen, die jetzt schon bis zu 24 Stunden Programm speichern und individuell gesteuert abspielen können.